Zweifelsohne ist die Türkei das mit Abstand beliebteste Urlaubsland der Deutschen. Wer sich hingegen für ein Studium vor Ort entscheidet, der sprich sich ebenso für Gastfreundschaft, Sonnenstunden und das orientalische Lebensgefühl aus – und das nicht nur für wenige Wochen. Die Türkei ist sicherlich ein echter Geheimtipp für das Auslandsstudium. Noch nicht so populär wie Großbritannien oder die übrigen Mittelmeerländer, aber dennoch insbesondere für jeden mit guten Sprachkentnissen eine echte Option.
Das Studium in der Türkei
Sollte man ein Studium in der Türkei in Erwägung ziehen, lohnt es sich, vorab die Anerkennung von Studienleistungen zu überprüfen. Insbesondere, wenn man nach dem Studium wieder in seine Heimat zurückkehren und mit dem akademischen Abschluss arbeiten will. Dabei hilft der Anerkennungs-Finder des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Aufschluss über spätere Einsatzgebiete gibt. Die Türkei ist kein Mitgliedsstaat der EU, daher sollte man möglichst frühzeitig überprüfen, welche internationalen Möglichkeiten den Absolventen anschließend uneingeschränkt offenstehen. Dennoch werden natürlich auch an einer türkischen Universität die üblichen Bachelor- oder auch Master-Titel vergeben. Die Studiendauer beläuft sich beim Bachelor auf drei bis vier Jahre, der Master schlägt mit rund zwei Jahren Studium zu Buche.
Die rund 100 staatlichen und 60 private Hochschulen unterteilen sich in klassische Hochschulen und Berufshochschulen, an denen berufsqualifizierende Abschlüsse erworben werden. In den Metropolen Ankara und Istanbul findet man den größten Teil der Universitäten vor, wodurch die Städte eben auch durch die Vielzahl an Studenten stark geprägt werden. Auch hinsichtlich der Unterrichtsgestaltung und Studienorganisation gibt es viele Parallelen zu Deutschland. Gelernt wird in Form von Vorlesungen oder Seminaren, die üblicherweise stark verschult umgesetzt werden. Hinzu kommt ein Studienjahr, das sich in zwei Semester unterteilt und im September beginnt.
Finanzierung des Studiums in der Türkei
In der Türkei werden recht unterschiedlich hohe Studiengebühren pro Jahr fällig. Die staatlichen Hochschulen setzen dabei normalerweise einen Betrag zwischen 200 oder auch 1000 Euro fest. Bei den privaten Schulen sind die Kosten hingegen deutlich höher. Die Gebühren sind nicht einheitlich geregelt und unterscheiden abhängig von der jeweiligen „Qualität“ der Universität. Dafür ist die Türkei hinsichtlich der Unterhaltskosten ein recht günstiges Land. Das Leben hier ist wesentlich erschwinglicher als in Deutschland oder anderen EU-Staaten. Wer außerhalb der Metropolen wie Istanbul oder Ankara studiert oder zumindest lebt, kann mit rund 300 Euro im Monat über die Runden kommen.
Hinzu kommen dann natürlich noch die Mietkosten. Die spart man sich durch eine Unterkunft in einem der Studentenwohnheime ein, in denen man teilweise bereits für 20 Euro pro Monat einziehen darf. Allerdings sind diese nicht vergleichbar mit Wohnheimen hierzulande, da es ausschließlich Mehrbettzimmer und auch gemeinsame Bäder oder Küchen gibt. Etwas mehr Luxus gönnt man sich mit einem möblierten Apartment oder einer Wohn- gemeinschaft für Studenten, die auch in der Türkei durchaus üblich sind. Die Universitäten helfen dabei, solche preiswerten Unterkünfte in der Stadt zu finden. Das relativ erschwingliche Leben in der Türkei muss dennoch finanziert werden. Wer selber aktiv werden und arbeiten will, der benötigt zunächst eine Arbeitserlaubnis, die beim türkischen Konsulat beantragt werden muss. Als Ausländer in der Türkei zu arbeiten gestaltet sich allerdings nicht ganz einfach. Arbeitgeber müssen nämlich eine bestimmte Anzahl an türkischen Mitarbeitern aufweisen können, um auch Ausländer zu beschäftigen.
Alternativ stehen mit Auslands-BAföG oder auch Bildungskrediten der Bundesrepublik weitere Optionen offen. Die Türkei und Deutschland vergeben zudem Stipendien für besonders talentierte Studenten, die ihr Studium mit dem Fördergeld problemlos finanzieren können. Hierfür muss man sich natürlich rechtzeitig vor dem Beginn des Studiums bewerben.
Bewerbungsverfahren in der Türkei
Abitur und Fachabitur sind in der Türkei anerkannte Abschlüsse, die zu einem Studium an einer Hochschule oder Berufshochschule berechtigen. Außerdem sind ausreichende Kentnisse der Sprache eine absolute Grundvoraussetzung. Diese können durch die Teilnahme am „Turkish Language Proficiency Test“ nachgewiesen werden.
Vor der eigentlichen Bewerbung müssen sich die Studieninteressierten außerdem einer Vorprüfung unterziehen. Die nennt sich Yabancı Öğrenciler Sınavı (Foreign Students Exam, YÖS) und findet in der Regel ein Jahr vor Studienbeginn im Juni in Ankara statt. Ein Bestehen der Prüfung mit mindestens 45 Punkten ermöglicht anschließend eine freie Auswahl der Hochschule. Die Bewerbung wird dann mit den relevanten Zeugnissen, dem Sprachnachweis und der offiziell bestätigten Teilnahme des Zulassungstests an die zentrale Sammelstelle des Landes übermittelt. Das Amt Öğrenci Seçme ve Yerleştirme Merkezi (ÖSYM) ist nämlich allein für die Bearbeitung der Bewerbung zuständig und reguliert außerdem die Finanzen und Studienplatzvergabe der Hochschulen. Auch das Bewerbungsformular, das das Amt auf der offiziellen Website zur Verfügung stellt, muss der Bewerbung beiliegen. Und mit ein wenig Glück steht dem Studium in der Türkei nun nichts mehr im Wege.