Mit dem Begriff Psychologie kann wohl jeder angehende Student mehr oder weniger etwas anfangen. Schließlich genießt das Studienfach an deutschen Unis ungebrochene Beliebtheit unter der Studentenschaft. Weit weniger bekannt dagegen ist der Studiengang Wirtschaftspsychologie, der bislang, oftmals stiefmütterlich behandelt, vergleichsweise weit mehr an Aufklärungsarbeit bedarf – eine Mühe, die sich jedoch durchaus als lohnenswert erweisen kann.
Wirtschaftspsychologie: Was ist das überhaupt?
Wirtschaftspsychologie ist sowohl ein eigener Studiengang mit Bachelor- oder Masterabschluss als auch ein Bachelor- und Masterstudiengang mit Spezialisierung auf Wirtschaftspsychologie. Allen gemein ist eine interdisziplinäre Ausrichtung mit Schwerpunkt Psychologie, der den Menschen im Kontext von wirtschaftlichen Prozessen sieht. So gehört fundiertes betriebswirtschaftliches Fachwissen ebenso zum Studienschwerpunkt wie die Grundlagen klassischer allgemeiner und angewandter Psychologie. Vor dem Hintergrund werden menschliche Verhaltensweisen und Einstellungen in Wirtschaftsprozessen vor allem in den Szenarien analysiert, in denen es um Erklärung und Beschreibung von Entstehungsprozessen von Kaufentscheidungen und deren Beinflussbarkeit geht.
So beschäftigen sich Werbepsychologen etwa mit möglichen Gesetzmäßigkeiten beim Treffen von Kaufentscheidungen potentieller Kundschaft wie auch mit der Frage, wie die gewonnenen Erkenntnisse zielführend bei der Gestaltung von gelungenen Werbemaßnahmen umgesetzt werden können. Wirtschaftspsychologie mit Schwerpunkt auf dem Konsumenten beschäftigt sich dementsprechend mit den Wirtschaftsfaktoren Kaufverhalten, Werbung und Konsum.
Dagegen legt eine stärkere Ausrichtung auf Arbeits-, Personal- und Organisationspsychologie den Fokus auf den Menschen, sein Verhalten und Erleben in bestimmten Arbeitsstrukturen.
Aus den gewonnenen Erkenntnissen werden Handlungsempfehlungen abgeleitet. Das heißt, die Wirtschaftspsychologie zählt zum Bereich der angewandten Psychologie. Je nach Studiengang können psychologische oder betriebswirtschaftliche Fragestellung und Lösungsansätze stärker gewichtet sein. Teilweise werden in wirtschaftspsychologischen Studiengängen betriebswirtschaftliche und psychologische Inhalte auch zu gleichen Anteilen gelehrt.
Näheres zum Studium
Der Grundkonzeption interdisziplinärer Ausrichtung des Studiengangs entsprechend spalten sich die Lehrinhalte grundsätzlich in einen wirtschaftswissenschaftlichen und psychologischen Zweig auf.
Während auf der einen Seite Fächer wie Marketing, Rechnungswesen, Mathematik und Statistik vermittelt werden, besteht der zweite Teil aus Fächern wie Personalpsychologie, Arbeits- und Organisationspsychologie wie auch Medien- und Werbepsychologie.
Als Teildisziplin der angewandten Psychologie bieten viele Hochschulen ein anerkanntes Psychologie-Studium mit entsprechendem Schwerpunkt an. Alternativ kann Wirtschaftspsychologie aber auch in öffentlichen wie auch privaten Hochschulen als eigenständiger Master- oder Bachelor-Studiengang in Vollzeit belegt werden.
Einer großen Nachfrage an Akademikern mit psychologischer Zusatzausbildung geschuldet haben sich entsprechende Weiterbildungsstudiengänge an einigen Hochschulen etabliert, sei es in Form einzelner Seminare oder gar berufsbegleitender Weiterbildungsstudiengänge auf Master-Niveau, die Quereinsteigern aus Naturwissenschaft und Wirtschaft fundiertes psychologisches Zusatzwissen vermitteln.
Vor dem Hintergrund können sich für derart fremde Berufsgruppen wie etwa Juristen oder Informatikern auch zusätzliche Fernkurse und -module als hilfreich erweisen, die mittlerweile von einer Reihe von Privatschulen mit Inhalten auf Hochschul-Niveau angeboten werden, und darüber hinaus auch gezielt auf ein Studium vorbereiten können.
Dabei kann die Motivation vielschichtig sein. Erwägungen, sich Fachkenntnisse für ein neues Aufgabenfeld anzueignen, die eigene Karriere voranzutreiben oder einfach nur die allgemeinen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen, können gleichermaßen Triebfeder für entsprechende Zusatzqualifikationen sein.
Berufsaussichten
Das wichtigste Kapital eines Unternehmens ist sein Personal. Wirtschaftspsychologen fällt vor dem Hintergrund eine hervorgehobene Bedeutung zu. Aus dem interdisziplinären Ansatz schlussfolgert sich der spätere berufliche Kontext, in dem eine fundierte wirtschaftspsychologische Ausbildung hervorgehobene Rolle spielt. So genießt wirtschaftspsychologisches Wissen sowohl im Kontext von Markt- und Verhaltensforschung als auch in den Bereichen Personalwesen und Personalentwicklung hohe Bedeutung.
Wirtschaftspsychologen sind oftmals im späteren Berufsleben Bindeglied zwischen Unternehmensleitung und Mitarbeitern und befinden sich in engem Austausch mit den betreffenden Personalabteilungen. Studierte Wirtschaftspsychologen finden sich etwa in den Bereichen Coaching und Optimierung von Arbeits- und Kommunikationsprozessen, als auch in Bewerbungs- und Assessment-Centern, wenn es um psychologisch motivierte Auswahlverfahren geht.
So gehört es unter anderem zu Kernkompetenzen eines Wirtschaftspsychologen, Stärken, Schwächen und Qualifikationen von Stellenbewerbern schnell analysieren und einordnen zu können. Daher können seine Fähigkeit etwa als Personaldisponent von Zeit- und Leiharbeitsfirmen gefragt sein, wenn es darum geht, zum Ausschreibungsprofil exakt passende Bewerber auszuwählen und diese dann an den Kunden weiter zu vermitteln.
Als Mitarbeiter im Bereich Personalwirtschaft ist ein Wirtschaftspsychologe mit Fragen rund um Personalberatung Vermittlung, Weiterbildung, Personaldisposition oder der Erarbeitung von sinnvollen und effektiven Arbeitsstrukturen und -prozessen in einer Firma betraut. Aber auch ein angestellte wie freiberufliche Tätigkeit als Berater in den Themenfeldern Mitarbeiter-Motivation, -weiterbildung, Team-Building und einiges mehr ist denkbar.
Mit markt- und werbepsychologischem Know-how, Wissen in Personal- und Organisationspsychologie sowie erworbenen Kenntnissen in Arbeitspsychologie zählen Wirtschaftspsychologen zu gefragten Spezialisten, die vor dem Hintergrund ständig steigender Nachfrage beste Beschäftigungsaussichten und Karrierechancen genießen.
Werbeagenturen, Marketingabteilungen größerer Unternehmen oder Marktforschungsinstitute suchen dabei besonders Absolventen, die sich auf Markt- und Werbepsychologie spezialisiert haben.
Als Wirtschaftspsychologe mit Schwerpunkt Personal- und Organisationspsychologie dürfen sich Absolventen beste Chancen in den Bereichen Personalentwicklung, (Weiter-)Bildungsmanagement und im gesamten Human Resource Management von Betrieben ausrechnen.
Ein Fokus auf Arbeitspsychologie eröffnet Studienabgängern beste Karriereperspektiven in den Wachstumsbereichen Arbeitsorganisation, Arbeitsschutz und betriebliche Gesundheitsförderung im Dienste von Mitarbeitergesundheit.
Die Gehälter im Bereich Psychologie mit Wirtschaftspsychologie etwa orientieren sich in der Regel am Verdienst von Personalentwicklern.