Studieren mit Bachelor-Abschluss – welche Chancen habe ich auf dem Arbeitsmarkt?
Man sollte meinen, dass mit dem Bachelor die Welt offen steht. Doch ganz so einfach scheint es heutzutage dann doch nicht zu sein. Immer wieder hört man Horrormeldungen à la „X Prozent der Bachelor Absolventen ohne Job“ – da stellt man sich doch die Frage, wie die Bachelor Chancen auf dem Arbeitsmarkt wirklich sind? Das Ganze wollen wir nun ein wenig näher beleuchten. Eines vorweg: Ganz so schlimm sind die Chancen von Bachelor Absolventen nicht. Du darfst also beruhigt weiterlesen.
Mit der Einführung des Bachelors sollte die Abschluss-Landschaft vereinheitlicht werden. Studenten der Bachelor-Studiengänge klagen jedoch häufig über hohe Arbeitslast, Praxisferne und mangelnden Erfolgs- und Verdienstaussichten. Dabei geht es nicht nur um die Frage, ob die Chancen von Bachelor Absolventen kleiner sind, als die von Diplom-Studenten, sondern generell darum:
- Wie die Bachelor-Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind.
- Wie Arbeitgeber den Abschluss tatsächlich bewerten.
- Ob es wirklich Sinn macht, nach dem Bachelor Abschluss aufzuhören.
Genau auf diese Punkte stürzen wir uns in diesem Artikel – und wir starten dabei an der Wurzel des „Problems“: Warum brauchten wir in Deutschland überhaupt eine Studienabschlussreform?
Warum wurde der Bachelor eingeführt?
Die Einführung der Bachelor-Studiengänge wird häufig als Hauruck-Aktion betitelt. Da ist durchaus etwas dran, denn zwischen dem Beschluss und der tatsächlichen Einführung lag ein sehr kurzer Zeitraum. Plötzlich gab es den Bachelor of Science oder den Bachelor of Arts, die Diplom-Abschlüsse wurden für viele Studiengänge eingestampft. Ziel war, das europäische Bildungssystem zu vereinheitlichen – deshalb werden die Fortschritte (erfolgreiche Scheine) mit sogenannten European Credit Transfer System (ECTS) Punkten bewertet. Für den erfolgreichen Bachelor-Abschluss brauchst du in der Regel 30 ECTS-Punkte, die du in den verschiedenen Teilbereichen des Studiums sammelst.
Soweit die Theorie. Problematisch ist beim Bachelor jedoch die zeitliche Straffung, da die Regelstudienzeit auf drei bis vier Jahre festgelegt wird, ohne dabei – im Vergleich zum Diplom – den Stoff zu kürzen. Was das bedeutet ist klar: mehr Arbeitsaufwand und ein höheres Pensum für einen eigentlich identischen Abschluss. Heißt das jedoch, dass die Chancen von Bachelor Absolventen schwinden?
Die Realität: Ein Bachelor ist für viele nicht genug…
Die Stoffverdichtung, die das Ergebnis von gleich viel Stoff bei weniger Zeit ist, führt heute dazu, dass die Abbrecherquote deutlich nach oben geschnellt ist. Und viel schwerwiegender: Das Tutorensystem wurde bei der Reform nicht übernommen – wenn es heute einen Tutor gibt, so ist dieser von der Universität oder Fachhochschule selbst eingeführt worden, weil das Problem erkannt wurde.Zudem bleibt aufgrund des hohen Arbeitspensums nur wenig Zeit für praktische Dinge, sodass die Chancen von Bachelor Absolventen auf dem Arbeitsmarkt niedriger scheinen (ob das wirklich so ist, ist eine andere Frage, die wir weiter unten beantworten).
Genau aus diesem Grund sehen viele Studenten den Bachelor nur als Zwischenschritt an. Gerade einmal neun Prozent der deutschen Bachelor Studenten wollen es bei diesem Abschluss bleiben lassen. 33 Prozent der deutschen Bachelor-Studenten fühlen sich nicht ausreichend fachlich vorbereitet. Das sind Zahlen, die ziemlich trübe sind, weshalb viele Studenten gleich noch den Master dranhängen – oder es zumindest versuchen.
…und dennoch ist der direkte Übergang zum Master schwer
Der Übergang von Bachelor zu Master sollte eigentlich einfach sein, schließlich hast du ja bereits eine Vorleistung erbracht. Aber auch hier ist das Ganze nicht so einfach, wie gedacht, denn:
- Häufig kommt es bei der Chance auf einen direkten Master-Anschluss auf den Bachelor-Studiengang an. Während in den Biowissenschaften beispielsweise zahlreiche alternative Masterstudiengänge infrage kommen, sieht es in anderen Fakultäten sehr mau aus.
- Generell kann die Anzahl der verfügbaren Master-Studienplätze der Nachfrage oft nicht gerecht werden, sodass Wartesemester die Folge sind.
- Oft ist der Übergang auch komplett unmöglich, da einige Universitäten fordern, dass in bestimmten Teilbereiche eine Mindestmenge von ECTS-Punkten gesammelt wurde – war das im Bachelor-Studiengang nicht vorgesehen, schaut man in die Röhre.
Jetzt bist du wahrscheinlich ein wenig entmutigt. Doch die eigentliche Kernfrage nach den Bachelor Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben wir noch gar nicht geklärt, denn: Unbedingt notwendig ist ein Master, Diplom oder eine Promotion für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben nämlich nicht.
Das sagen die Arbeitgeber zum Bachelor
Das Studentenleben ist mit dem Bachelor sicher nicht einfacher geworden, eher das Gegenteil ist der Fall. Allerdings brauchst du deshalb nicht den Kopf in den Sand stecken, denn: Mittlerweile ist der Bachelor schon ein paar Jahre alt und damit auch in der Welt der Arbeitgeber angekommen. In den letzten Jahren hat sich das Ansehen der Bachelor Absolventen und damit auch ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zum Positiven verändert. Die Gründe dafür sind einfach:
- Erste Bachelor-Absolventen haben den Weg breit getreten und konnten ihre Arbeitgeber mit Leistung überzeugen.
- Absolventen, die sich heute bei Unternehmen bewerben, müssen nicht erst erklären, was ein „Bätschelor“ überhaupt ist – der Abschluss hat sich etabliert.
- Die positiven Erfahrungen der Arbeitgeber führen dazu, dass Bachelor-Studenten nicht mehr „automatisch“ schlechter als Diplom-Studenten eingestuft werden.
- Ein Master-Studiengang ist nicht immer notwendig. Auch der Einstieg über ein Traineeship, was übrigens auch bei Master-Studenten gang und gäbe ist, ist ebenso möglich.
Du solltest also darüber nachdenken, ob du einen Master wirklich benötigst. Eine Umfrage unter Personalchefs und Entscheidern im HR-Bereich zeigt ganz deutlich, dass der Studienabschluss nicht entscheidend ist. Die Bachelor Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind nicht grundsätzlich schlechter – viel entscheidender für die Einstiegsposition ist das Gesamtprofil. Dazu zählen beispielsweise auch Dinge, wie Auslandserfahrung und absolvierte Praktika – zwar ist Letzteres in einem Bachelor-Studium aufgrund des engen Zeitplans schwieriger zu bewerkstelligen, aber nun mal nicht unmöglich.
Die Frage, ob die Bachelor-Chancen auf dem Arbeitsmarkt als grundsätzlich schlecht einzustufen sind, kann also ebenso grundsätzlich verneint werden. Allerdings stimmt es, dass die Abbrecherquote höher ist, da mehr Stoff in weniger Zeit verinnerlicht werden muss. Dennoch gehört dem Bachelor die Zukunft – spätestens, wenn auch in den letzten Ecken des HR-Departments angekommen ist, dass der Bachelor keineswegs nur die Basics behandelt. Ein wenig mehr Praxisbezug könnte dennoch nicht schaden. Ein Punkt, den viele Universitäten in Deutschland bereits anpacken.