Direkt nach dem Abitur eine Zwangspause durch ein oder sogar mehrere Wartesemester? Das klingt zugegeben absurd, ist aber durchaus üblich, wenn du dich für bestimmte Studiengänge einschreibst. Eigentlich sollte es doch jetzt losgehen mit dem Studentenleben. Welchen Sinn Wartesemester haben beziehungsweise welche Gründe sich dahinter verbergen, erklären wir dir hier.
Warum gibt es Wartesemester?
Immer weniger Abiturienten in Deutschland können direkt nach der Schulzeit ihr Wunschstudium beginnen. Dies kann unterschiedliche Gründe haben. Ein wesentlicher Grund dafür ist die Wartesemester-Regelung für zulassungsbeschränkte Studiengänge an deutschen Unis und Fachhochschulen. Was hat es mit diesen Wartesemestern eigentlich auf sich?
Wartesemester als Weg zum gewünschten Studienplatz
Unsere Universitäten haben lediglich eine begrenzte Kapazität an Studienplätzen. Insbesondere bei sehr beliebten Studiengängen – wie zum Beispiel Medizin – ist die Zahl der Bewerber in der Regel aber viel größer als die zur Verfügung stehenden Studien-plätze. Aus diesem Grund gibt es (relativ) strenge Zulassungsbeschränkungen für viele Studienfächer. Die Studienplatz-Kapazitäten der Hochschulen sind oftmals aus den unterschiedlichsten Gründen begrenzt. Die Universitäten selbst – oder aber bei bestimmten Fächern die zentrale Stiftung für Hochschulzulassung (SfH) – teilen die Plätze innerhalb eines Vergabeverfahrens zu. Ein wichtiges Instrument dieses Vergabeverfahrens ist – neben Abiturdurchschnittsnote und sozialen Gesichtspunkten – die Wartesemester-Regelung.
Mit Wartesemestern die Abiturnote ausgleichen
Für viele zulassungsbeschränkte Studiengänge in Deutschland (darunter Medizin, Tiermedizin, Zahnmedizin und Pharmazie) gilt ein bestimmter Numerus Clausus (NC). Er gibt aktuell vor, welche Abiturnotendurchschnitte (noch) zu einem Studium zugelassen werden beziehungsweise welche Bewerber einen Platz bekommen. Die Abiturnote bezeichnet man in diesem Verfahren auch allgemein als Zulassungsvoraussetzung. Wer vom aktuellen NC ausgeschlossen ist, kann durch Wartesemester noch zu einem späteren Zeitpunkt den gewünschten Studienplatz bekommen. Man kann sagen, dass Wartesemester eine nicht ausreichende Abiturnote sozusagen ausgleichen können, verbessern können sie sie allerdings nicht.
Abinote – NC – Wartesemester
Ein Beispiel: Du hast dein Abitur erfolgreich mit der Note 1,7 abgeschlossen und möchtest nun Medizin studieren. Der NC wird in jedem Jahr neu festgelegt. Somit ist es gut möglich, dass dein klasse Abischnitt nicht ausreicht, um sofort an der Uni anzufangen. Nehmen wir also an, Dein gewünschter Studiengang ist aktuell mit einem Numerus Clausus von 1,3 belegt. Um Abiturienten wie dir – mit einem super Abitur und hohen Ambitionen zu einem medizinischen Beruf – eine faire Chance auf einen Studienplatz zu geben, kommen die Wartesemester ins Spiel. Wer bereits Wartesemester vorweisen kann – beispielsweise durch eine Ausbildung nach dem Abi – bekommt diese angerechnet. Wer keine hat, kann ggf. nach einer Wartesemester-Zeit mit dem Studium beginnen.