Studieren ohne Abitur – Wie geht das?
Nach wie vor gilt das Abitur als die ultimative Eintrittskarte ins Studium. Doch was viele nicht wissen: auch ohne Allgemeine Hochschulreife ist ein Studium möglich. Wie das geht und wo du auch als Realschüler deinen Bachelor-Abschluss bekommen kannst, das verraten wir dir hier:
FH statt Universität
Wenn wir von Abitur sprechen, meinen wir zumeist die „Allgemeine Hochschulreife“. Damit stehen dir beruflich nach der Schule alle Möglichkeiten offen. Studieren oder nicht, eine Ausbildung jetzt oder später, im Handwerk, in der Verwaltung oder im kaufmännischen Bereich? Es liegt ganz bei dir.
Doch auch schon nach Klasse 11 (alte Regelung: Klasse 12) kannst du studieren: mit dem Fachabitur, der „Fachhochschulreife“ in der Tasche kannst du dich an einer Fachhochschule (FH) einschreiben. Neben allgemeinbildenden Fachhochschulen gibt es viele Institute mit speziellen Ausrichtungen, beispielsweise Technik, Pädagogik oder Theologie.
Das Studium an einer FH gilt im Allgemeinen als praxisorientierter als das an vielen Unis. Abhängig von deinen Zukunftsplänen stellt daher das Fachabitur zuweilen eine gute Alternative zum herkömmlichen Studium dar.
Studium als zweite Ausbildung
Doch, wer kennt schon seine Zukunft so genau? Nach der Haupt- oder der Realschule eine Ausbildung zu machen und sein eigenes Geld zu verdienen, ist auch okay. Doch manchmal ändern sich die Vorstellungen vom Beruf, der Karriere oder dem Lebensstil im Allgemeinen.
Nach mehreren Jahren im Job nochmal die Schulbank zu drücken ist jedoch nicht jedermanns Sache. Daher ist es grundsätzlich auch möglich, ohne Umwege über die Schule zu studieren. Wichtig ist aber, dass du folgende Voraussetzungen erfüllst:
Kriterien:
- Mindestalter (häufig: 25 Jahre)
- Schulabschluss Sekundarstufe I
- Berufsausbildung (abgeschlossen) oder
- Berufstätigkeit (mindestens fünf Jahre)
Erfüllst du eine oder mehrere dieser Bedingungen, lädt dich die Uni oder FH zu einem Einstufungstest ein. Dort wird festgestellt, ob deine bisherigen Kenntnisse und Fähigkeiten ausreichen, um zugelassen zu werden.
Grundsätzlich ist Bildung in Deutschland Ländersache. Das bedeutet: ob deine Qualifikationen genügen, hängt von dem Bundesland ab, in dem sich deine Wunsch-Uni befindet. In Brandenburg beispielsweise solltest du nach deiner Ausbildung zwei Jahre gearbeitet haben. Dann hast du auch ohne Abitur bei der Bewerbung um einen Studienplatz gute Chancen. Rund 400 Hochschulen gibt es in ganz Deutschland.
Wenn es also an dieser Einen nicht klappt, vielleicht ja an einer der Anderen?! Erkundige dich am besten direkt bei deiner Wunsch-Uni nach den Voraussetzungen für ein Studium ohne Abitur.
Fernstudium ohne Abitur
Oder du bewirbst dich an einer Fernuniversität. Dafür sprechen viele Gründe. Zum Beispiel: du kannst dort auch ohne Abitur studieren. An den Instituten des AKAD-Hochschulverbandes können sich nicht nur Berufstätige neben dem Job weiterqualifizieren sondern auch als Erststudent findest du dort viele interessante Fächer. Vorausgesetzt, du hast eine anerkannte Berufsausbildung absolviert und anschließend mindestens drei Jahre gearbeitet, wirst du an den AKAD-Hochschulen zur Eignungsprüfung zugelassen. Wenn du diese Prüfung bestehst steht deinem Fernstudium nichts mehr im Wege. Mach hier den Online-Check für ein Fernstudium ohne Abitur:
Studieren als Meister
Wer es in einem Handwerksberuf zum Meister gebracht hat, hat auf dem Weg dorthin ebenfalls eine Menge geleistet. Um dieser persönlichen Leistung Rechnung zu tragen, sind Absolventen von Meisterlehrgängen Abiturienten nahezu gleichgestellt. Das bedeutet: Auch als Meister kannst du studieren. Um eine Eignungsprüfung an der Uni oder FH kommst du aber auch nicht herum.
Community College: Ohne Abitur im Ausland studieren
Das Studium ohne Abitur ist in Deutschland eine relativ neue Angelegenheit. In den USA hingegen ist es bereits seit den 1970er Jahren möglich.
Zwar führt auch in den Vereinigten Staaten üblicherweise der Weg zur Hochschule (College) über ein High School Diploma (dem US-Pendant zum Abitur). Doch, wer es nicht hat, erwirbt seine Zugangsberechtigung zur Uni an einem Community College.
Mehr als 1000 Community Colleges gibt es in den gesamten USA. Um möglichst vielen Menschen den Weg zu Bildung und Karriere zu ebnen, lösen sie dort Nachhinein ihr Ticket für die Uni. Ähnlich wie bei uns die Abendschulen nehmen die Schüler an Kursen teil, die sie auf das Studium am College vorbereiten.
Das Gute daran: diese Einrichtungen stehen nicht nur Amerikanern, sondern auch Ausländern offen – also auch Deutschen.
Wie komme ich an ein Community College?
Um an einem Community College in den USA zugelassen zu werden, benötigst du dafür in der Regel:
• das Abschlusszeugnis einer deutschen Realschule (Mittlere Reife)
• das Prüfungszeugnis einer anerkannten deutschen Ausbildung
• ein englisches Sprachzertifikat (z.B. TOEFL, IELTS)
Damit soll sichergestellt werden, dass du dem Unterricht in den USA folgen kannst.
Dank „Transfer Degree“ ans College
Gibt das Community College grünes Licht, verbringst du im Regelfall vier Semester (zwei Jahre) in den USA. Anschließend bekommst du einen sogenannten „Associate Degree“ verliehen.
Die Abschlüsse von Community Colleges allein nützen ihren Inhabern noch nicht sehr viel. Außerdem berechtigen sie ausschließlich zu einem (Postgraduade-) Studium in den USA. Das bedeutet: Wenn du entschlossen bist, deinen Bachelor-Abschluss zu machen, bist du mit einer Weiterbildung an einem Community College in den USA gut beraten.
Vorteile für dich:
• Du verbringst eine unvergessliche Zeit in den USA,
• du absolvierst einen attraktives Bachelor-Examen im Ausland und
• du lernst Mentalität, Land und Leute in den Vereinigten Staaten kennen.
Dadurch erwirbst du die viel zitierte „interkulturelle Kompetenz“ und machst dich interessant für künftige Arbeitgeber.
Um nun an einer „richtigen“ Uni in den USA zugelassen zu werden, muss dein Abschluss vom Community College über eine Vereinbarung mit dem College in ein „Tranfer Degree“ umgewandelt werden. Das ist deine Eintrittskarte zu einem kooperierenden US-College.
Üblicherweise dauert das Studium in den USA weitere vier Jahre. Allerdings kannst du dir die Zeit am Community College zu 100 Prozent anrechnen lassen. Da vier- bis fünfstellige Studiengebühren in den USA nichts ungewöhnliches sind, ergeben sich durch den „Umweg“ weitere Vorteile:
• du verbringt nur die halbe Zeit am College wie „normale“ Studenten,
• du erwirbst zwei Abschlüsse: Asssociate Degree und Bachelor,
• du sparst bis zu 50 Prozent der US-Studiengebühren und
• erwirbst trotzdem einen vollwertigen Titel als Bachelor.
Nach deinem Studium in den USA steht es dir frei, ob du nach Deutschland zurückkehren oder weiter in den Vereinigten Staaten von Amerika bleiben möchstest. Möchtest du wieder in deinen Job einsteigen oder es in einem Aufbaustudiengang (Postgraduate) zum Master-Titel bringen? Vielleicht sogar promovieren und als „Ph.D.“ eine Karriere an der Uni oder der Wirtschaft in Angriff nehmen? Plane erst einmal vier Jahre bis zum Bachelor-Abschluss ein. Danach hast du einen international angesehen Studienabschluss in der Tasche. Auch ohne Abitur.
Weitere Infos zum Studium ohne Abitur und eine Liste mit Community Colleges in den USA erhältst du z.B. unter: