Das richtige Studienfach finden

Junge Leute sitzten im PC-Raum

Darum geht's

Das Abi steht kurz vor der Tür und neben dem kernigsten Motto aller Zeiten für die Abschlussaktivitäten, machst du dir Gedanken, was genau du studieren willst. Richtig so! Das richtige Studienfach zu finden ist gar nicht so leicht. Und auch wenn es hier darum gehen soll, dass du dich möglichst richtig entscheidest, ist es auch kein Beinbruch, wenn du nach einigen Semestern doch noch wechseln solltest.

Ein bunter Strauß an Studienfächern

Es ist unglaublich, was man alles studieren kann. Von Gräzistik bis Life Science ist alles möglich. Den Lehrern an den Schulen gelingt es kaum, die bekannteren Studiengänge im Laufe der letzten Schuljahre ordentlich vorzustellen, wie sollen da noch so exotische Fachrichtungen Platz im Lehrplan finden? Da bist du als Schüler in der Pflicht und vielleicht zum ersten Mal in deinem Leben in der Eigenverantwortung, dich umfassend zu informieren. Das zu dir passende Studienfach kannst du z.B. mit einem Studienwahltest finden.

Das berufliche Familiensilber

Immer noch gibt es Familien in denen sich Berufe quasi vererben. Sind die Eltern Lehrer, studieren die Kinder irgendwas auf Lehramt. Bei Medizinern, Juristen und Kaufleuten ist es oft genauso. Das ist ein echt hartes Erbe was du dann antreten willst, wenn du auch in diese Kategorie fällst. Dein Druck ist von vornherein höher. Andererseits hast du natürlich zu Hause die besten Nachhilfelehrer.

Trotzdem – entscheide dich nicht für ein Studienfach, weil es Jemand anderes will. Du musst es wollen, denn du musst dann auch damit leben.

Die White-Black-Grey-Lists

Schwarzweißdenken ist selten gut. Daher gibt es für dich auch ein Grau. Überlege dir zu folgenden Themen, was genau du auf die weiße Liste, was auf die Graue und was auf die schwarze setzen kannst. Weiß steht dabei immer für das Positive. Also alles was du gern machst, deine Lieblingsfächer, deine besten Fähigkeiten. Schwarz heißt sowas wie „Geht gar nicht“ und grau bedeutet „Naja, vielleicht doch“.

Und hier einige Themen:

  • Schulfächer
  • Tätigkeiten
  • Fähigkeiten
  • Persönlichkeit
  • Gesundheit
  • Arbeitsorte
  • Arbeitsmarkt
  • Voraussetzungen
  • und weitere Themen, die dir selber einfallen

Es werden sich auch weitere Themen automatisch aus den gewonnenen Informationen ergeben.

So wird’s gemacht

An einem Beispiel zeigen wir dir auf, wie du bei Deiner Analyse vorgehen und vor allem mit den Ergebnissen weitermachen kannst. Am besten ist, du erstellst dir ein Organigramm, das kann auch gleich farbig gestaltet werden.

Steht in dem weißen Feld dann beispielsweise das Fach Geschichte, bieten sich Fächer wie Archäologie, Geschichte, Kunstgeschichte, Politik etc. an. Finde zu jedem Lieblingsfach so viele Fachrichtungen wie möglich heraus. Die Broschüre Studien- und Berufswahl von der Agentur für Arbeit wird dir dabei helfen, die Studiengänge herauszufinden. Überlege dir auch, ob du deine Studienfächer auf Lehramt studierst, damit du später als Lehrer arbeiten kannst.

Die Liste wird sicher lang werden und ob die Qual der Wahl damit reduziert wird, können wir nicht garantieren. Doch je mehr du dich mit den Themen befasst, desto sicherer wirst du dir. Daher empfehlen wir dir, aus dem Bauch heraus mal drei Studiengänge als Favoriten festzulegen und zu diesen Favoriten Deine Zugangsvoraussetzungen (Notenschnitt), die Unis, die Möglichkeiten nach dem Studium und den aktuellen Arbeitsmarkt zu checken. Immer wenn ein Favorit rausfällt, rückt ein neuer von den restlichen nach. Ja – das ist, wonach es aussieht: Arbeit!

Eine Verbindung fürs Leben

Die Berufswahl und in deinem Fall die Wahl des Studienfachs ist eine Verbindung fürs Leben. Klar kannst du im Laufe Deines Studiums noch umsteigen und die Fächer wechseln, doch das verlängert deine Studienzeit. Hast du erstmal einen Abschluss, ist es schwer, sich von seiner Fachrichtung zu trennen. Ein Arzt kann nicht als Anwalt arbeiten und ein Ökonom nicht als Pharmazeut. Selbst wenn er das Fachwissen hätte, er bekäme keine Zulassungen. Es ist also wie eine Scheidung, wenn man sich von seinem Beruf trennen will und einen neuen Job sucht. Auch er muss zu einem passen. Drum ist es so enorm wichtig, dass du genau den richtigen Studiengang für dich findest. Es soll ja keine Zweckehe werden.

Notstudium im Bildungsexil

Wenn deine Entscheidung für ein Fach gefallen ist, bedeutet es nicht, dass dir die Zulassung deiner Wunschuni direkt ins Haus flattert. Die Ansprüche der Hochschulen sind enorm. Abiturienten mit einem NC Schnitt von 1,2 und besser (das muss überhaupt erst mal geschafft werden), haben es schon schwer ein Medizinstudium beginnen zu dürfen. Es gibt inzwischen Anwälte, die sich darauf spezialisiert haben, Studienzulassungen einzuklagen. Aber ehrlich: Willst du deine Karriere so beginnen? Noch dazu, wenn du dein NC Schnitt so super ist? Es gibt gute und auch international anerkannte Universitäten im Ausland, bei denen deutsche Abiturienten mit guten Noten gern gesehene Studenten sind. Da gibt es dann zwar die Sprachbarriere, doch die ist überwindbar. In Europa gibt es in den meisten Ländern ein entsprechendes Vorbereitungssemester. Englisch ist für die meisten Abiturienten ohnehin kein Problem. Nähere Informationen dazu findest du in unserer Rubrik Studium im Ausland.

Der Abschluss ist nicht alles

Die Zahl der arbeitslosen Akademiker ist hoch. In einigen Fachrichtungen bekommen nicht einmal ein Zehntel der Absolventen den ersehnten Traumjob. Daher kursieren auch so dumme Witze wie:

„Was sagt ein arbeitsloser Chemiker zu einem Chemiker mit Arbeit?“
„Einmal Currywurst mit Pommes bitte!“

Doch so banal dieser Witz klingt, es ist was Wahres dran, denn klappt es nicht mit einer Stelle im eigenen Fach heißt es „artfremd“ arbeiten. Ob das nun immer gleich an einer Würstchenbude sein muss, lassen wir mal dahingestellt. Aber so ein Studium kostet Lebenszeit, Schweiß, Prüfungsstress und Geld. Vielleicht musst du sogar Bafög zurück zahlen. Und das alles, um nach dem Studium bei einer Zeitarbeitsfirma in der Produktion zu arbeiten? Nein!

So kannst du das vermeiden:

  • Informiere dich über die aktuellen Trends am Arbeitsmarkt!
    • Welche Berufe sind sehr gefragt?
    • In welchen Bereichen sind spannende Entwicklungen zu erwarten?
    • Wo gibt es ihn wirklich den Fachkräftemangel?
    • Welche Studienfächer bieten die höchste Flexibilität im Berufsleben?
  • Frage dich, wo du arbeiten willst!
    • am aktuellen Wohnort
    • in der Forschung
    • in der Lehre
    • bundesweit
    • im Ausland

Streng dich an, die besten Noten zu bekommen und viel Praxiserfahrung (u.a. durch Praktika und Studentenjobs) schon während des Studiums zu sammeln. Dann hast du die besten Chancen.

Hinweise, Tipps und Entscheidungshilfe

  1. Information ist das A und O
    Je mehr du über deine persönlichen Voraussetzungen, das Studium, die beruflichen Perspektiven und den aktuellen Arbeitsmarkt weißt, desto sicherer wirst du dir in Deiner Entscheidung sein.
  2. Suche Kontakt zu Studenten und Absolventen, um dich über das Studium und die Situation direkt im Anschluss zu informieren.
    Das funktioniert sehr gut in Onlineforen, Chats und in typischen Studententreffpunkten wie Szenekneipen und Unibibliothek. Interessant wäre hier auch, mal Jemanden zu befragen, der schon eine Weile im Beruf steht.
  3. Sammle so viel Praxiserfahrung wie möglich
    Schulpraktika, Ferien- und Nebenjobs und Praxissemester sind die ideale Möglichkeit hierfür. Je nach Studienrichtung gründen sich ja die ersten Unternehmen bereits während der Studienzeit. Und immer schön ein qualifiziertes Praktikumszeugnis einfordern. Die meisten Firmen sind gern bereit eines auszustellen. Die Bescheinigung, dass ein Praktikum gemacht wurde, nutzt bei der Jobsuche gar nichts.
  4. Verfolge die Trends am Arbeitsmarkt und in der Forschung
    In welche Richtung gehen die Entwicklungen? Welches sind die Unternehmen in denen du später arbeiten kannst? Gibt es Spezialisierungen die gefragt, aber noch nicht so weit verbreitet sind. Es gibt zum Beispiel wahnsinnig viele IT Berater, aber nur wenige, die sich auf IoT – das Internet der Dinge spezialisiert haben. Wie viele offene Stellen gibt es aktuell in Deinem zukünftigen Berufsfeld? Es gibt auch zu jedem Beruf Statistiken, die Auskunft zu Anzahl der qualifizierten Arbeitskräfte, Anzahl der Rentenanwärter, Anzahl der Absolventen und Verhältnis zwischen Anzahl der Arbeitsuchenden und freien Stellen im jeweiligen Bereich geben.
  5. Brotlose Künste mit aussichtsreichen Studiengängen kombinieren
    Mit brotlosen Künsten sind hier nicht unbedingt die Kunst, Design und Mode gemeint. Wer Germanistik und Politik studiert, ohne das mit dem Lehramt zu kombinieren, der sieht sich später auf dem Arbeitsmarkt in einer schwierigen Situation.
  6. Art des Arbeitsverhältnisses
    Schon jetzt ist es so, dass es ganze Berufssparten gibt, in denen es kaum noch das klassische versicherungspflichtige Arbeitsverhältnis gibt. Freelancer klingt zwar toll, die Tätigkeit als solcher gibt aber keine soziale Sicherheit. Und das Ende vom Lied ist, dass es nicht einmal ein Arbeitszeugnis oder ähnliche Leistungsnachweise gibt. Außerdem musst du zum Freelancer geboren sein. Wer unter Aufschieberitis (Fachbegriff Prokrastination) leidet, der kommt ohne den Druck eines Arbeitgebers und eine Struktur im Arbeitstag auf keinen grünen Zweig.
  7. Geld – wer verdient was
    Studieren um später bei 1.800 Euro Bruttoverdienst monatlich jeden Cent umdrehen zu müssen, will keiner. Daher empfiehlt es sich, einen Blick auf die gängigen Einkommensvergleiche zu werfen. Wer verdient was und vor allem wo, denn auch die regionalen Unterschiede können sehr groß sein, dies sollte dir eine kleine Recherche wert sein. Hier hilft die Webseite nettolohn.de.
    Ein Vergleich der Verdienste eines Analytikers/ Chemie hat gezeigt, dass der maximal dort angegebene Verdienst zwischen den Orten Freiburg im Breisgau und Lörrach, was ca. 50 km auseinander liegt, einen Unterschied von 2.200 Euro Brutto aufweist, der Durchschnittswert in beiden Orten trotzdem in etwa gleich ist.
  8. Gute Internetseiten – neben unserer natürlich
    Die Bundesagentur für Arbeit hat sehr gute Informationen und weitere Unterseiten, die sich mit Abitur, Berufs- und Studienwahl befassen und gleich auch noch die Arbeitsmarktrecherchen unterstützen. Hier gibt es auch einen guten Eignungstest unter dem Link Planet Beruf.
    Nach offenen Stellen – speziell für sehr gut qualifizierte Kräfte in allen Branchen – kann auf Stepstone geschaut werden. Diese Seite zeigt dir vor dem Studium, wie die aktuelle Situation in deinem angestrebten Beruf ist.
    Informationen zu den Studienfächern und Berufen sind oft auch auf den Seiten der Universitäten zu finden. Ansonsten wird auch auf nettolohn.de jedes Berufsbild noch mal kurz erklärt. Und die Arbeitsagentur bietet mit ihrem Portal Berufe.net sehr ausführliche Informationen an.

Fazit

Alles, was dir deine Eltern schon während der Schulzeit sagten, stimmt. Spätestens wenn du mit deinem Abischnitt nicht zufrieden bist, gibst du ihnen in deinem tiefsten Innern Recht, natürlich mit der Ausstrahlung nach außen „BWL ist auch ein schönes Studienfach“. Ist es auch, aber nur für die, die es studieren wollen. Nicht für die, die BWL statt Jura nehmen müssen. Eine steile Karriere legst du nicht mehr hin, wenn du nach 34 Semestern immer noch studierst. Wenn du auf Erfolg und guten Verdienst aus bist, wird dir leider nichts geschenkt!

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