Zentrale Studienplatzvergabe

Darum geht's

Gewollter Segen, gewordener Fluch

Eine zentrale Datenbank zur Studienplatzvergabe, das klingt im ersten Moment durchaus gut und sinnvoll. Ziel, alle freien Studienplätze in Deutschland zu besetzen und gleichzeitig zu verhindern, dass keine Mehrfachzusagen getätigt werden. Numerus clausus und individuelle Wartezeiten werden hier mit den Zugangsvoraus-setzungen der einzelnen Universitäten und Hochschulen abgeglichen. So sollen gezielt freie Plätze sinnvoll und schnell, ohne Lücken, vergeben werden. Seit rund fünf Jahren gibt es jetzt das DoSV, das dialogorientierte Serviceverfahren. Was in der Theorie so gut und schön klingt, sieht aber in der Praxis leider ganz anders aus. Auch nach fünf Jahren noch ist das System ziemlich fehlerbehaftet und funktioniert alles andere als reibungslos und effektiv.

In den letzten fünf Jahren ist der Anteil der nicht besetzten Studienplätze von 4,8% auf 6,3% sogar noch angestiegen. Und das trotz dieser zentralen Datenbank zur Studien-vergabe und einer Überzahl an Bewerbern auf die Studienplätze. Wie aber kann das möglich sein? Ziel dieses dialogorientierten Serviceverfahrens war es doch, aber genau diese Zahl zu minimieren, dafür so sorgen, dass es nur noch wenige bis gar keine unbesetzten Studienplätze mehr gibt.  Es scheint, und so bestätigen es auch zahlreiche Recherchen und Untersuchungen, das System funktioniert einfach nicht. Und das aus den verschiedensten Gründen.

Geringe Teilnahme der Hochschulen

Ein Grund, nur wenige Universitäten nehmen an diesem Verfahren teil und sind über hochschulstart.de registriert. In Zahlen gesprochen, findest du als Interessent und Bewerber hier in dieser Datenbank nur 89 der insgesamt 189 in Frage kommenden Hochschulen. Des Weiteren finden sich hier nur 11% aller möglichen Studienfächer. Zwei Umstände und Fakten, die die Bezeichnung zentrale Studienplatzvergabe nicht rechtfertigen. Das Resultat, trotz eines Mangels an Studienplätzen bleiben immer mehr Plätze unbesetzt. Verursacht die Datenbank das Problem bzw. verstärkt sie es, obwohl sie es eigentlich beseitigen sollte? Viele Kritiker des Systems sehen das so und halten an ihrer Meinung fest, das dialogorientierte Verfahren hat versagt. Im vergangenen Wintersemester waren über 21.000 Studienplätze unbesetzt. Eine Zahl, die mehr nicht aussagen könnte.

Warum aber gibt es diese Probleme? Warum nehmen nicht mehr Hochschulen, alle Hochschulen, an diesem System, an diesem Verfahren teil? Die Antwort ist leicht gefunden. Es ist der finanzielle Aspekt, der hier die entscheidende Rolle spielt. Zu Beginn, vor fünf Jahren, war die Teilnahme an dem Verfahren für die Hochschulen kostenlos. Heute aber müssen die Hochschulen dafür bezahlen. Für einige Hoch-schulen, in der Regel die Kleineren, sind diese Gebühren und Kosten zu hoch, sie wollen und müssen es ablehnen, beim dialogorientierten Serviceverfahren teilzu-nehmen. Einige andere Hochschulen wollen die Gebühren nicht bezahlen, auch wenn die finanzielle Situation es erlaubt, weil eben das System nicht seinem Zweck entspricht und das Geld verschwendet wäre. Perlen vor die Säue werfen, nennt der Volksmund das.

Ein fehlerhaftes System – kein einfaches Unterfangen

Doch nicht nur den Hochschulen, auch dir und deinen Mitbewerbern wird es alles andere als leicht gemacht, das System gut zu finden und daran teilzunehmen. Denn auch für die Bewerber gibt es hier einige Hürden zu nehmen. Schon das Anmelden auf der Plattform ist umständlich, schwer verständlich und erfordert viel Geduld von dir. Und auch die Software an sich ist fehlerhaft und macht die Nutzung schwer und unübersichtlich. So gibt es hier auch viele technische Fehler und Ungereimtheiten. Die Plattform wirft völlig unterschiedliche Ergebnisse aus, ein Zahlenchaos entsteht, Bewerber und Nutzer und verwirrt und frustriert zugleich. Viele erhofften sich so viel von dieser neuen Plattform. Doch erfüllen kann das DoSV diese Erwartungen, und auch die Wünsche der einzelnen Personen, bis heute nicht.

Im Gegenteil, der Frust und die Enttäuschung sitzen tief. Für viele Nutzer ist das System sogar so unübersichtlich und bringt so viele Fragen und Probleme mit sich, dass es nur noch mit professioneller Hilfe möglich ist bzw. wird, hier wieder Licht zu sehen. Eine Hilfe kann hier ein professioneller Studienberater sein, der sich mit der zentralen Studienplatzvergabe und der Plattform auskennt. Wenn du bereits negative Erfahrungen mit der Datenbank bzw. der Plattform gemacht hast und auch überlegst, die professionelle Hilfe zu holen, dann solltest du aber in jedem Fall bedenken, hier kommen in der Regel Kosten auf dich zu. Bis zu 250 Euro kostet hier die Hilfe bei deinen Bewerbungen. Ein eigentlich nicht korrekter Sachverhalt, wenn man bedenkt, dass das DoSV den Bewerbern, also auch dir, das Leben leichter und einfacher machen soll, eine Hilfe sein soll. Das Gegenteil aber ist leider der Fall.

Die Meinungen der Kritiker und Befürworter

Die Kritiker sind sich einig, und die Zahlen, Daten und Fakten belegen das auch, die zentrale Datenbank zur Studienplatzvergabe gibt es zwar seit fünf Jahren, doch sie funktioniert nicht, schlimmer noch, sie bringt noch mehr Probleme ans Tageslicht. Die Leidtragenden sind Letzen Endes wieder die Bewerber und potenziellen neuen Studenten, die auf der Suche nach einem freien und für sie passenden Studienplatz schier verzweifeln. Auch einig sind sich aber die Befürworter des Systems. Diese stehen nach wie vor hinter dem DoSV und halten an der zentralen Datenbank, ihrem Nutzen und der Funktionsweise fest. Werden diese Befürworter z.B. auf die finanziellen Probleme der Universitäten angesprochen, auf den Sachverhalt, dass viele Hochschulen nicht teilnehmen, weil ihnen die Gebühren einfach zu teuer sind, dann halten diese den Sachverhalt für unverständlich. In ihren Augen ist das System gut so wie es ist, und die Gebühren wären so gering und auch so gewählt, dass jede Hochschule sich diese durchaus leisten könne.

Ob sich die Kritiker und Befürworter jemals einigen werden, und ob das System jemals so funktionieren wird, wie es einmal geplant war, das kann heute noch keiner mit Bestimmtheit sagen. Einige Beteiligte rund um das Thema DoSV fordern jetzt, die Teilnahme an der zentralen Datenbank zur Studienplatzvergabe für alle Hochschulen verpflichtend zu machen. Doch ist das die Lösung? Bestimmt würde es eines der Probleme beheben, nämlich, dass jetzt jeder Bewerber die Möglichkeit hat, seine Wunschhochschule hier zu finden. Doch es gibt weit mehr Probleme, die es hier noch zu lösen gibt. Viele Befürworter der zentralen Studienplatzvergabe sind auch der Meinung, dass eine gute Sache eben auch erst wachsen muss, um zu 100% richtig und gut zu funktionieren. Eine Aussage, die aber alles andere als ein Trost sein kann für diejenigen, für die das System nichts Gutes tut, oder mehr noch, denen das System sogar noch Nachteile bringt.

Mehrfachbewerbungen und Privathochschulen

Was aber sollen junge Menschen wie du, die gerne studieren möchten, unternehmen, um möglichst gute Chancen auf einen Studienplatz zu haben? Welche Möglichkeiten hast du, um trotz des fehlerhaften Systems zu deinem Studienplatz zu kommen? Fest steht, auf die zentrale Studienplatzvergabe kannst und solltest du dich in der Regel nicht verlassen. Natürlich gibt es auch hier Bewerber, die Glück haben, für die das System funktioniert. Funktioniert, weil ihre Wunschhochschulen gelistet sind und mitmachen. Funktioniert, weil ihr Wunschstudienfach zu den 11% gehört, die sich in der Datenbank befinden. Dieser Personenkreis aber ist eine Minderheit, die Mehrheit der Bewerber hat eben dieses Glück nicht.

Die einzige Chance, auf einen freien Studienplatz auf ein Studium, das individuell zur dir passt, hast du meist und in der Regel nur dann, wenn du dich gleichzeitig bei mehreren Universitäten bewirbst und unter Umständen auch Mehrfachzusagen tätigst. Nur so kannst du dir sicher sein, für dich das bestmöglichste herauszuholen. Doch genau hier entsteht dann auch wieder das Problem.  Durch die Mehrfachzusagen bleiben später wieder viele Studienplätze unbesetzt, und das, obwohl es mehr Bewerber gibt als freie Stellen. Es scheint wie eine Art Teufelskreis. Ein System, das eigentlich ein Problem beheben soll, fördert es nur noch mehr.

Wer trotz Mehrfachbewerbungen kein Glück hat, dem bleibt dann meist nur noch die Möglichkeit, an einer teuren Privatuni zu studieren. Diese kosten in der Regel eine hohe monatliche Studiengebühr. Eine Gebühr, die sich aber viele gar nicht oder nur doch zahlreiche Nebenjobs überhaupt leisten können. Ein nahezu inakzeptabler Zustand, wenn man bedenkt, dass es auf der anderen Seite, an den staatlichen Hochschulen und Universitäten so viele freie und unbesetzte Plätze gibt.

Fazit

Unser Fazit für dich: Die zentrale Datenbank zur Studienplatzvergabe gibt es seit fünf Jahren. Ihr Ziel ist, möglichst alle freien Studienplätze zu besetzen. Die Realität aber ist eine andere. Die Zahl der nicht besetzen Plätze ist sogar noch, trotz der Datenbank, angestiegen. Ein Sachverhalt, den du erst einmal nicht hinnehmen musst. Denn du hast nach wie vor die Möglichkeit, dieses System zu umgehen. Einfach, indem du dich direkt an verschiedenen Hochschulen bewirbst, so lange, bis du für dich das Richtige gefunden hast. Auch wenn dieses Verfahren das Problem nicht beheben kann, es sogar noch verschlimmert, so ist und bleibt es für dich und auch für viele andere Bewerber erst einmal die einzige Möglichkeit. So lange, bis vielleicht doch noch ein Verbesserung eintritt, oder gar ein vollkommen neues und anderes System erfunden und entwickelt wird.

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