Studienplatz einklagen: Pro & Contra

Darum geht's

Studienplatzklagen in der Diskussion: Wenn das Abitur nicht für das Wunschstudium reicht, konsultierst du einfach einen Anwalt für Hochschulrecht. Schließlich geht es um deine Karriere. Die Studienplatzklage erscheint dabei offenbar das Allheilmittel. Schließlich könntest du bereits morgen im Hörsaal sitzen, anstatt die Wartesemester mehr oder weniger sinnvoll zu überbrücken.

Die Zeit wartet auf niemanden. Dennoch sind mit der Studienplatzklage (auch: Kapazitätsklage) eine Reihe von Risiken verbunden. Welche Chancen die Klage bietet und was du noch dabei bedenken musst, erläutern wir hier:

Pro Studienplatzklage

Die Studienplatzklage fußt auf der vom Grundgesetz garantierten Freiheit der Berufswahl (Art. 12, Abs. 1). Sie ist ein Mittel, um die Vergabepolitik der Hochschulen zu kontrollieren. Berechnen die Bildungseinrichtungen einen Fehler bei der Kalkulation ihrer Studienplätze, können sie gerichtlich dazu aufgefordert werden, weitere Studenten zuzulassen.

Falsche Uni

Die Studienplatzklage erscheint vor allem sinnvoll für Studienbewerber, die die Stiftung für Hochschulzulassung an die „falsche“ Universität schickt. Wenn für dich eine andere als die Wunsch-Universität nicht in Frage kommt, weil beispielsweise nur dort die inhaltlichen Schwerpunkte gesetzt werden, die du für deine spätere Karriere brauchst, dann kann die Studienplatzklage für dich der richtige Schritt sein. Aber auch, wenn dir als angehendem Lehrer nach dem Bachelor der Zutritt zum (zweifellos notwendigen) konsekutiven Masterprogramm verwehrt wird, kannst du per Studienplatzklage deinen Anspruch gerichtlich durchsetzen.

Abitur nicht aussagekräftig

Ein weiteres Argument für die Klage (bzw. gegen die Entscheidung der Hochschule) ist die Grundlage der Ablehnung: Das Abitur ist das Hauptkriterium für den jeweiligen Numerus Clausus. Es zieht einen Strich unter die Schulzeit. Dabei ist der Notendurchschnitt doch nur eine Momentaufnahme im Leben vieler Bewerber.

Das Leben verläuft schließlich nur selten stringent: Wenn du deine Jugend lieber mit Freunden auf dem Fußballplatz verbracht hast als mit den Hausaufgaben vor dem Schreibtisch, wusstest du damals noch nicht, dass du als junger Erwachsener Arzt werden willst.

Die Folge dieser „Versäumnisse“ ist vielleicht ein annehmbares Zweier-Abi, das aber für die Zeugnis-Elite der angehenden Mediziner nicht ausreicht. Über die persönliche Qualifikation für den Arztberuf sagt das Abitur hingegen nichts aus.
Zumal sich das Lernen an der Schule gründlich von dem an der Uni unterscheidet. Mit auswendig Gelerntem zu ausgezeichneten Noten im Abi kommen, ist nicht schwer. Doch spätestens nach dem Examen zählen für Mediziner Empathie und persönliche Hingabe an den Beruf. Für diese Kandidaten ist die Studienplatzklage das Mittel der Wahl.

Contra Studienplatzklage:

Die Studienplätze an einer Uni zu begrenzen mag vordergründig gegen das Grundgesetz verstoßen, ist aber durchaus sinnvoll:

Qualität an der Uni

Je voller der Hörsaal ist, desto mehr geht der einzelne Student unter, und desto weniger kann jeder Einzelne betreut werden. Die Hochschulen können die Qualität der Lehrer nicht uneingeschränkt garantieren. Schließlich drängten sich auch vor der Einführung des G7-Abiturs in vielen Fächern die Studierenden auf Stufen und Fensterbänken. Die Ambitionen der Anwälte für Hochschulrecht gehen somit letztendlich zu Lasten ihrer Klienten. 

Kosten einer Studienplatzklage

Hinzu kommt: Die Abgewiesenen müssen sich die Studienplatzklage erst einmal leisten können. Je nachdem, wie umfangreich sich der Antrag beim Verwaltungsgericht gestaltet, sind Kosten von 1000 bis 1500 Euro nichts Ungewöhnliches. Ohne Rechtsanwalt, versteht sich. Den wirst du aber benötigen, um sicherzugehen, dass alle Fristen gewahrt werden und alle Anträge formell und sachlich richtig bei der richtigen Stelle landen. 

Risiken einer Klage

Und, ob du am Ende als Sieger aus dem Verfahren vom Gerichts- in den Hörsaal einziehst, ist damit auch noch nicht garantiert. Eine Studienplatzklage will schließlich gut begründet sein. Gelingt das nicht, und kann die Uni nachweisen, dass ihr kein Fehler bei der Studienplatzvergabe unterlaufen ist, hast du das Nachsehen – und einen Haufen Schulden am Hals. Denn üblicherweise trägt die unterlegende Partei die Kosten des Verfahrens inklusive aller Rechtsanwalt-Honorare.

Darüber hinaus kannst du selbst bei einer erfolgreichen Klage leer ausgehen: Wenn es mehr Kläger als zu vergebene Studienplätze an der Ziel-Hochschule gibt, entscheidet das Los – und im schlechtesten Falle stehst du doch wieder ohne Studienplatz da.

Wer seine Chancen erhöhen will, strengt eine Parallelklage an, sprich: Studienplatzklagen an mehreren Hochschulen gleichzeitig. Eine Methode, die vor allem in Studiengängen mit bundesweiter Zulassungsbeschränkung verbreitet ist.

Doch das treibt wiederum die Kosten in die Höhe. Kurzum: Studienplatzklagen bleiben in der Regel das Privileg von Kindern wohlhabender Eltern. Somit werden grundsätzlich zulassungsbeschränkte Studienplätze von denen belegt, die es sich leisten können. Das steht nicht nur dem Prinzip der Chancengleichheit entgegen, sondern sagt über die persönliche Eignung als Arzt, Jurist oder Lehrer wiederum nichts aus. 

Wartesemester überbrücken statt Studienplatzklage

Für diejenigen, die solche Risiken nicht eingehen wollen, empfehlen sich sinnvolle Alternativen zur Studienplatzklage, z.B. eine Ausbildung in einem studiennahen Beruf, Freiwilligenarbeit im Ausland oder gezielte Fortbildungen für das spätere Studium.

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