Große oder kleine Uni- Vor-und Nachteile

Darum geht's

Große Unis sind überlaufen und kleine Unis sind schäbig. Vorurteile wie diese bringen dich nicht weiter. Denn tatsächlich haben sowohl große als auch kleine Unis ihre ganz eigenen Vorzüge. Wir haben uns gefragt welche das sind und inwiefern die Größe der Hochschule eine Rolle spielt. Das Ergebnis unserer Recherchen kannst du in diesem Artikel nachlesen. 

Anonymität vs. Überschaubarkeit

Was die Betreuung durch die Dozenten betrifft, ist jede Hochschule anders. Es gibt große, überlaufene Unis, deren Professoren ohnehin immer ausgebucht sind. Andererseits kommt das auch bei kleineren Hochschulen vor, da diese über weniger finanzielle Mittel verfügen. Deshalb können die Sprechstunden an einer kleineren Uni ebenfalls knapp bemessen sein.

Ruf der Hochschule

Viele Studenten begehen den Fehler, sich alleine aufgrund ihres guten Rufs für diese oder jene große Uni zu entscheiden. Dabei stellen sie ihre persönlichen Vorlieben in den Hintergrund. Das kann wiederum dazu führen, dass man sich an der gewählten Uni irgendwann nicht mehr wohl fühlt. Wenn du dich richtig entscheiden willst, solltest du also beides abwägen: Den Ruf der Uni einerseits und ob die „guten“ Unis zu dir passen, andererseits.  

Ausstattung

Man mag es kaum glauben, aber so manche deutsche Uni ist – in Sachen Ausstattung – auf dem Stand von Vorvorgestern. Gerade bei Studiengängen im technischen oder naturwissenschaftlichen Bereich braucht es intakte und moderne Gerätschaften, um effizient arbeiten zu können. Was das mit der Hochschulgröße zu tun hat? Viele der kleinen, jüngeren Hochschulen verfügen über geringe finanzielle Mittel und können daher mit den älteren und zumeist größeren Unis nicht mithalten. Das muss aber nicht immer so sein. Mach dich daher sobald wie möglich selbst schlau über die Gegebenheiten vor Ort.

Studentenleben

Die meisten großen Universitäten befinden sich in Ballungszentren. Dort stehen mehr Studentenjobs und Wohnräume zur Verfügung. Zudem ist es hier einfacher, nach dem Studienabschluss einen Job zu bekommen. Viele Studenten schätzen die größeren Uni-Städte, da es hier mehr kulturelles Angebot gibt. Oder anders gesagt: In einer großen Uni-Stadt wird dir weniger schnell langweilig. Zudem sind die öffentlichen Verkehrsmittel in größeren Städten meist besser ausgebaut, sodass du kein eigenes Auto benötigst. Andererseits kann man in vielen kleineren Uni-Städten alle wichtigen Orte problemlos zu Fuß erreichen. Scheinbar nebensächliche Punkte wie diesen solltest du ebenfalls in deine Entscheidung mit einfließen lassen.

Fächerwahl

Wie sieht es mit den Fachbereichen aus? Manche kleineren Unis stehen ihren größeren Kollegen hier in nichts nach. Das zeigt auch die TU Cottbus, deren Professoren des Studiengangs Triebwerktechnik  für eines der führenden internationalen Unternehmen dieses Sektors forschen. Beispielhaft ist auch die Uni in Ilmenau am Thüringer Wald, die eine hervorragende Ausstattung bietet. Wer Jura studieren möchte, kann das guten Gewissens in Erfurt tun. Die Uni in Furtwangen ist hingegen auf praxisorientierte Informatik-Studiengänge spezialisiert. Allerdings ist nicht jede kleine Uni eine Spitzen-Hochschule.

Vor- und Nachteile abwägen

Die größeren Hochschulen erfreuen sich aufgrund ihres Studienangebots hoher Beliebtheit. Aber auch die kleineren Unis haben ihre besonderen Vorzüge. Die folgenden beiden Tabellen zeigen Vor- und Nachteile großer und kleiner Hochschulen auf.

Große Hochschule

Vorteile

Nachteile

Meist viele verschiedene Studienfächer

Überfüllte Hörsäle

Gute Infrastruktur

Evtl. längere Studiendauer (begrenzte Plätze für Übungen und Seminare!)

Bessere Beratungskapazitäten und –Angebote

Evtl. weniger Zusammenhalt unter den Studenten

 

Mehr Selbstorganisation gefragt

Neben dem großen Studienangebot, schätzen Studenten an großen Hochschulen vor allem auch die gute Infrastruktur am Campus. Zudem gibt es in der Nähe großer Hochschulen meist auch Studentenwohnheime. In manchen Unis befinden sich im Erdgeschoss sogar eigene, für Studenten interessante Geschäfte wie Schreibwarenläden oder kleine Supermärkte. Andererseits sind Studentenheime an großen Unis meist überfüllt und die Wartelisten für einen Platz entsprechend lang.

Wer den engen Kontakt zu Professoren scheut, ist an der großen Hochschule besser aufgehoben, muss dafür aber mit überfüllten Hörsälen rechnen. An der großen Hochschule kennt man einen Großteil der Kommilitonen nicht. Über die Studentenverbindungen kann man aber trotzdem gut Kontakte knüpfen und sich von anderen Studenten helfen lassen.

Kleine Hochschule

Vorteile

Nachteile

Hoher Zusammenhalt unter den Studenten

Kleinere Auswahl an Studiengängen

Direkter Kontakt zu Professoren

Weniger finanzielle Mittel, daher manchmal weniger Infrastruktur

Betreuung evtl. umfassender

 

Oftmals vorgegebene Strukturen

 

Kleinere Hochschulen bieten meist nur sehr wenige verschiedene Studiengänge an. Dafür herrscht in diesen Studiengängen mitunter ein höherer Zusammenhalt unter den Studenten. Hier kennt jeder jeden – entsprechend effizienter ist die Interessensvertretung durch die Studienvertretung. Allerdings kann man sich hier auch vor niemandem verstecken. So muss man, beispielsweise nach längerer Krankheit, mit gelegentlichen persönlichen Fragen oder Kommentaren seitens der Professoren rechnen. Kein Wunder, ist die Atmosphäre doch umso familiärer, je kleiner die Hochschule geraten ist.

 Leider verfügen kleinere Hochschulen meist über keine großen finanziellen Mittel. Darunter leiden die Zusatzleistungen und –Einrichtungen der Hochschule. Die Bibliothek ist meist weniger zahlreich bestückt und ein Sportcampus oft gar nicht vorhanden. Ein Ausnahmefall sind die kleineren Privathochschulen. Sie verfügen trotz ihrer geringen Größe über reichlich finanzielle Mittel und sind daher besser ausgestattet, als so manche große Uni. Um in den Genuss dieser Vorzüge zu kommen, muss man als Student aber auch mehr oder weniger tief in die Tasche greifen.

Theorie vs. Praxis

Ob du an einer Hochschule neben theoretischem Wissen auch praktische Erfahrungen sammeln kannst, hängt in der Regel nicht von der Größe ab. In weiterer Folge hat die Größe der Uni auch wenig Einfluss auf deine späteren Arbeitsplatzchancen. Hier spielt es eher eine Rolle, welche Art von Hochschule du anstrebst. Fachhochschulen orientieren sich eher am Arbeitsmarkt und bieten eine Mischung von Theorie und Praxis. An einer Universität kannst du dich in ein Fach vertiefen und lernst wissenschaftlich zu arbeiten. Möchtest du in die Forschung, bist du an einer Uni besser aufgehoben. Der Abschluss an einer bekannten, renommierten Fachhochschule oder Uni mit gutem Ruf macht sich im Lebenslauf natürlich besser, als jener von einer eher unbekannten Hochschule.

Sonderfall Fernstudium

Im Fernstudium wird man – unabhängig von der Hochschulgröße – immer eine gewisse Anonymität verspüren. Im Selbststudium zuhause hat man weit weniger Kontakt zu Professoren und Kommilitonen. Die daraus entstehenden Nachteile können durch lokale Lerngruppen und Studienzentren teilweise ausgeglichen werden. Ganz wie an einer „normalen“ Uni ist es aber dann doch nicht.

Prüfungszeit an der Fernuni

Weil man sie nur durch Einsendeaufgaben und Mailkontakt kennen gelernt hat, lassen sich auch die prüfenden Professoren schwerer einschätzen. Andererseits muss positiv angemerkt werden, dass hier die Leistung im Vordergrund steht. Persönliche Diskrepanzen, Abneigungen und Vorurteile kommen bei Prüfungen wohl weniger leicht zum Tragen, da man einander ohnehin nicht gut kennt. Umso anstrengender kann das Fernstudium während der Prüfungszeit sein. Denn die Prüfungen stellen das Hauptkriterium für die Notengebung dar. Wer fleißig lernt und sich ohnehin möglichst intensiv mit dem Stoff selbst auseinandersetzen möchte, wird damit aber kein Problem haben.

Wirkt sich die Uni-Größe beim Fernstudium aus?

Hinter den meisten Fernlehrinstituten steckt eine riesige Hochschule. Das liegt an den meist sehr hohen Studentenzahlen. Das Bereitstellen der Lernmaterialien, die Betreuung der Studenten sowie die Online-Lernplattformen bedeuten außerdem sehr viel Aufwand. Dafür braucht es Personal und große Gebäude.

Anders als im Präsenzstudium, bekommst du davon aber wenig mit, weil die Uni ohnehin auf ein hohes Studentenaufkommen ausgelegt ist. Anders als bei einer Präsenzuni, funktioniert der Studienalltag nur dann, wenn die Betreuung per Mail sowie Telefon umfassend und schnell erfolgt. Das gehört sozusagen zum Kerngeschäft der Fernunis. Daher werden Anfragen und Probleme meist sehr schnell und kompetent bearbeitet.

Dein Studium, deine Entscheidung

Pauschale Behauptungen wie „Große Unis sind besser.“ kannst du gelassen ignorieren. Wie du weiter oben bereits gelesen hast, haben auch kleinere Hochschulen ihre Vorteile. Deine Entscheidung solltest du also in erster Linie von deinem Bauchgefühl und deiner Persönlichkeit abhängig machen. Um dir diesen Entschluss zu erleichtern, kannst du dir die folgenden Fragen stellen:

Wie lerne ich?

Dieser Bereich umfasst folgende Fragen: Lernst du am liebsten mit anderen Studenten? Oder vertiefst du dich lieber selbständig im Lernmaterial? Wie wichtig ist dir das Gespräch mit den Dozenten? Kannst du dich an die Strukturen kleinerer Hochschulen halten oder organisierst du dich lieber selbst?

Je nachdem, wie du lernst und was dir dabei wichtig ist, könnte entweder eine kleinere oder aber eine große Hochschule besser zu dir passen.

Was ist mein Ziel?

Dein ungefährer Berufswunsch (du musst es noch nicht ganz genau wissen!) entscheidet mit, welche Hochschule für dich infrage kommt.

Wo will ich wohnen?

Liegt dir eher das Großstadtleben oder bist du gemütlich veranlagt und magst es überschaubar? Möchtest du nebenher arbeiten? Wo sind die Gegebenheiten günstiger für dich? Wie weit ist der Studienort vom Elternhaus entfernt? All das kann ebenfalls eine Rolle für dich spielen.

Fazit: Größe ist nicht alles

Ob man nun eine große oder doch eher eine kleine Hochschule als angenehmer empfindet, bleibt letzten Endes Geschmackssache und ist auch von der eigenen Persönlichkeit abhängig. Fest steht: Abiturienten, die Wert auf Anonymität legen, empfinden die größeren Unis oftmals als angenehmer. Dieser Unterschied (familiäre Atmosphäre versus Anonymität in der großen Masse) scheint aber auch eines der wenigen allgemein gültigen Kriterien zu sein. Viele andere Faktoren – wie zum Beispiel die Ausstattung, der Praxisbezug oder die Infrastruktur am und um das Unigelände – sind nicht immer von der Größe abhängig. Das wichtigste Argument sollte in deiner Entscheidungsfindung ohnehin das Studienfach sein. Kommen für dein Studium mehrere kleine und große Unis infrage, dann erkundige dich am besten bei den Studenten vor Ort oder besuche Informationsveranstaltungen. Verlasse dich dabei nicht nur auf deine Vorliebe für große bzw. kleine Unis. Hinterfrage folgende Punkte:

  • Welche Uni ist dir aus dem Bauch heraus sympathischer?
  • Welche Uni wirkt überfüllt, welche weniger?
  • Wo gibt es gute Spezialisten in deinem Fachgebiet?
  • Wie sieht es mit dem Ruf der verschiedenen Unis aus? (Stichwort: Zukunftsaussichten)
  • An welchem Studienort kannst du besonders günstig wohnen und leben?

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