Ausbildung abgebrochen – was nun?

Darum geht's

Viele Auszubildende merken schon nach ein paar Monaten, dass ihnen die Ausbildung nicht zusagt. Die Entscheidung, die Ausbildung abzubrechen, fällt einem oft schwer, denn schließlich will man das, was man angefangen hat, auch zu Ende bringen. Doch trotzdem brechen ca. 20% der Azubis ihre Ausbildung ab. Dies muss aber nicht das Ende der Karrierelaufbahn sein. Wir zeigen dir, welche Möglichkeiten du nach einem Ausbildungsabbruch hast.

Gründe für einen Abbruch

Jeder Ausbildungsabbruch hat seine Gründe. Die drei häufigsten Gründe sind:

Bedingungen im Betrieb

Persönliche Konflikte mit dem Chef oder den Mitarbeitern, klägliche Ausbilder, ausbildungsferne Aufgaben oder schlechte Arbeitszeiten führen oft zu einer Kündigung. In über 50% wird die Kündigung vom Azubi selbst eingereicht.

Persönliche Gründe

Der zweithäufigste Grund sind persönliche Anlässe, wie z.B. eine Krankheit oder familiäre Probleme.

Unglückliche Berufswahl

Viele Azubis sind mit ihrer Berufswahl unzufrieden. Entweder ist es von Anfang an nicht der Wunschberuf gewesen oder der Beruf entspricht nicht den eigentlichen Vorstellungen.Ein Ausbildungsabbruch sollte nie aus einer Laune heraus entschieden werden. Bevor du deine Ausbildung abbrichst, solltest du einen Plan B parat haben. Eine große Lücke im Lebenslauf könnte dir Probleme bei späteren Bewerbungen bereiten. Auch droht das Abrutschen in die Arbeitslosigkeit. Potentielle Arbeitgeber könnten mit Ablehnung reagieren, wenn du deine Ausbildung unüberlegt abbrichst. Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass du Sachen leichtfertig hinschmeißt, weil du keine Lust darauf hast.Bei deinem Plan B solltest du dir dann sicher sein, dass du diesen bis zum Schluss durchziehst. Sei dir bewusst, dass mehrmalige Abbrüche dir die Karrierelaufbahn ungemein erschweren können. Diese Tipps könnten dir bei der beruflichen Entscheidung weiter helfen.

Vor dem Abbruch

Bevor du kündigst solltest du dir über einige Sachen Gedanken machen:

Gründe für den Abbruch lokalisieren

Überlege, weshalb du die Ausbildung abbrechen willst. Gefällt dir das Arbeitsklima nicht oder liegt es an der fehlenden Betreuung? Oder liegt es allgemein am Beruf? Die Gründe können dir wichtige Informationen darüber geben, wie du weiter verfahren sollst. Wenn dir z.B. die Tätigkeit zusagt, du dich aber im Betrieb nicht wohlfühlst, solltest du eventuell nur den Betrieb wechseln und keinen anderen Beruf suchen.

Realistische Pläne entwickeln

Schätze realistisch deine Möglichkeiten ab. Was ist jetzt denkbar? Welche Ausbildung kommt in Frage und wäre greifbar? Welche Alternativen habe ich dazu?

Nach dem Abbruch

Nach einem Abbruch gibt es einige Dinge, die du erledigen kannst, damit dir der Wiedereinstieg besser gelingt.

Ansprüche geltend machen

  • Du hast einen Anspruch auf ein Arbeitszeugnis. Ein gutes Arbeitszeugnis bietet dir bessere Chancen auf dem Ausbildungsmarkt.
  • Deine Arbeitspapiere wie z.B. die Lohnsteuerkarte müssen dir ausgehändigt werden.
  • Dein Resturlaub, deine Überstunden und der Lohn müssen dir bis zum letzten Tag bezahlt werden.

Arbeitslos melden

Wenn du nach dem Verlust des Ausbildungsplatzes keine Alternative gefunden hast, musst du dich arbeitslos melden. Einen Anspruch auf Arbeitslosengeld I hast du nur, wenn du mindestens ein Jahr in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt hast. Wenn du allerding die Ausbildung selbst abgebrochen hast und du die Schuld am Verlust des Ausbildungsplatzes trägst, kann eine 3-Monatige Sperre erfolgen. Auch solltest du klären, wie du für deine Krankenversicherung aufkommst. Möglicherweise kannst du dich wieder familienversichern.

Möglichkeiten nach dem Abbruch

Es gibt verschiedene Wege, die du nach einem Ausbildungsabbruch einschlagen kannst:

  • Ausbildung in einem anderen Betrieb
  • Ausbildung in einem anderen Beruf
  • Ein Praktikum oder ein Probetag Durch das Reinschnuppern in einen Beruf und einen Betrieb können dir böse Überraschungen erspart bleiben. Der Ausbilder und der Azubi können sich gegenseitig kennenlernen und herausfinden, ob man zu einander passt.
  • Eine berufsvorbereitende Maßnahme
  • Die Schule wieder besuchen und einen besseren Schulabschluss
  • Eine schulische Berufsausbildung
  • Ein Freiwilliges Soziales Jahr
  • Ein Praktikum oder Volontariat
  • Als Au-Pair oder Work-and-Traveller ins Ausland gehen
  • Ein duales Studium
  • Ein Studium

Über die Vor – und Nachteile einer Ausbildung und eines Studiums erfährst du mehr in diesem Artikel

Die Hälfte der Ausbildungsabbrecher schließt einen neuen Arbeitsvertag ab. Zwar werden 17% danach arbeitslos, doch soweit muss es nicht kommen.

Ein Wechsel ist immer besser als ein Abbruch. Am besten kündigst du erst, wenn du einen anderen Ausbildungsplatz oder eine andere Alternative gefunden hast. Vor allem wenn du  schon das 3. Ausbildungsjahr erreicht hast, solltest du nicht leichtfertig kündigen.

Nicht immer kann man sich dies aussuchen. In manchen Fällen wird man gekündigt und die Zeit für den Plan, wie es weiter gehen soll, ist knapp. Lies dir die Kündigung gründlich durch. Manchmal ist ein Widerspruch sinnvoll, wenn dich z.B. der Ausbilder in der Probezeit gekündigt hat. Durch einen Widerspruch kannst du möglicherweise in den Betrieb wieder aufgenommen werden. Dies hat den Vorteil, dass du dich in Ruhe nach einem anderen Ausbildungsplatz umschauen kannst.

Bewerben

Du musst deinen Abbruch begründen können. Wenn du einen anderen Ausbildungsberuf ansteuerst, solltest du begründen, was dir am letzten Ausbildungsberuf nicht gefallen hat und was du stattdessen gerne machen würdest. Vor allem bei jungen Menschen ist es verständlich, wenn die erste Berufswahl nicht ihren Vorstellungen entsprochen hat.

Ein Beispiel wie du einen Abbruch erklären kannst, könnte so lauten:

„Ich arbeite sehr gerne mit Menschen zusammen. In meinem alten Ausbildungsberuf war dies kaum der Fall.“

„Die Arbeit im Büro hat mich nicht ausgelastet. Ich möchte gerne stärker körperlich arbeiten.“

Wenn du nur den Betrieb wechseln willst, könntest du dies so erklären:

„Der Ausbilder hat nicht die Zeit aufgebracht mich ausbilden.“

„Es bestand ein schlechtes Betriebsklima. Es gab öfter Beleidigungen und Unhöflichkeiten.“

Tipps, wie du dich am besten bei einem Vorstellungsgespräch verhalten sollst, bekommst du hier. (Link)

Hilfe suchen

Die Berufsberater der Arbeitsagentur, die IHK oder die Handelskammer können dir bei deinen Fragen Hilfe leisten. Diese besitzen wichtige Informationen, die dir bei deiner Entscheidung weiterhelfen können. Möglicherweise könnte auch ein klärendes Gespräch mit deinem Ausbilder helfen. Dadurch können Missverständnisse aufgeklärt werden. In 50% der Fälle verhindert ein klärendes Gespräch einen Ausbildungsabbruch.

Ein Ausbildungsabbruch sollte eine wohlüberlegte Entscheidung sein. Wenn ein Abbruch unumgänglich ist, ist schnelles Reagieren und Neuorientierung wichtig. Überlege dir deshalb genau, aus welchen Gründen du  abbrechen möchtest und welche Pläne du stattdessen hast. Die IHK, die Handelskammer und die Arbeitsagentur können dich dabei unterstützen.

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren