Wie finanziere ich meinen Auslandsaufenthalt?

Darum geht's

„Froh schlägt das Herz im Reisekittel, vorausgesetzt man hat die Mittel.“ Wilhelm Busch

Erfahrungen, die man während des Reisens sammelt, sind unbezahlbar, und dennoch benötigt man ein paar Groschen in der Tasche, um überhaupt losziehen zu können. Man braucht keine Taschen voller Geld, aber ein kleines Polster für den Start ist empfehlenswert, zumal man anfangs als Neuling immer ein wenig Lehrgeld zahlt.

Geld verdienen vor Ort

In einigen Ländern wirst du als aufgeschlossener Globetrotter mit offenen Armen und einem Arbeitsvisum empfangen, welches dir neben den unbezahlbaren Erfahrungen auch noch ein wenig Taschengeld beschert. Zu diesen Ländern gehören Australien, Neuseeland, Kanada und die USA. Hier ermöglicht dir das Working-Holiday-Visum bzw. J1-Visum, ein Jahr lang durchs Land zu reisen und zwischendurch legal zu arbeiten, um deinen Geldbeutel zu schonen. Neben den klassischen Work & Travel–Destinationen öffnen auch asiatische Länder immer mehr den Bambusvorhang für junge Menschen, die nicht nur abhängen, sondern auch anpacken wollen. Im Reich der aufgehenden Sonne sind Hongkong bzw. China, Japan, Taiwan, Singapur und Südkorea ebenfalls mit einem Arbeitsvisum zu bereisen, wenn auch mit Einschränkungen. Die Gelegenheit, ein Land mit einem Working-Holiday-Visum zu bereisen, bekommt man in der Regel nur einmal im Leben und nur bis zum vollendeten 30. Lebensjahr (bzw. bis zum 35. Lebensjahr in Kanada). Als Gärtner in Neuseeland Bilbos Vorgarten mähen, in einer Affen-Auffangstation in Costa Rica mit King Kong kuscheln, oder als sattelfester Jackaroo im australischen Outback das Vieh zusammentreiben – man muss keine reichen Eltern haben, um die Welt zu entdecken.

Der goldenen Regel des Reisens folgend, solltest du immer genug Geld für ein Rückflugticket auf einem separaten Notfallkonto haben. Diese finanzielle Investition tut dir in guten Zeiten nicht weh, wirkt aber Wunder fürs Gemüt in trüben Zeiten. Darüber hinaus gibt es ein paar Tipps und Tricks, mit denen du vor- während und nach deiner Reise sparen kannst.

Sparen mit Reise-Apps & Studentenausweisen

Ein Schnäppchenjäger braucht vor allem die richtige Ausrüstung. Von den besten Preisvergleich Apps über raffinierte Reiseführer und Erfahrungsberichte bis hin zum richtigen sozialen Status. Als eingeschriebener Student gehörst du zu einer privilegierten Rabattgruppe, die weltweit Vergünstigungen erhält. Die International Student Identity Card (ISIC) ist dabei deine Eintrittskarte zu günstigen Flugtickets, Autovermietungen, Zug- und Bustickets oder Reiseführern. Und das Sparen fängt schon in Deutschland an, von einer Rikschafahrt durch Berlin bis hin zum Musical in München.

Günstige Flüge finden

Wer seinen Trip mit dem ultimativen Schnäppchen starten möchte, sollte ein wenig Zeit und Geduld in die Flugsuche investieren und vor allem zeitlich ungebunden sein. Manche Seiten bieten die Suche nach einem flexiblen Reisedatum an, beispielsweise swoodoo.com oder cheaptickets.com. Die günstigsten Tage zum Fliegen sind in der Regel Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Samstag. Hast du dich erst mal für einen passenden Flug entschieden, lohnt es sich, nochmals inkognito zu suchen, dafür öffnest du unter ´Datei` ein ´Neues privates Fenster` und suchst deinen Flug erneut. Fluggesellschaften registrieren deine Besuche auf ihrer Seite und erhöhen automatisch und dynamisch die Preise bei häufigen Suchanfragen und erhöhter Nachfrage. Im Privatmodus und mit ein wenig Glück ist dein Flug wieder etwas günstiger. Mit 30 Millionen Downloads ist Skyscanner der Popstar unter den Reise-Apps. Sie vergleicht Preise und Flugzeiten von über 1000 Fluggesellschaften zu allen Destinationen weltweit und ist damit ein unverzichtbarer Reisebegleiter.

>> Die 15 besten Reise-Apps

Zwischenstopps & Gabelflüge

Wer Zeit und Muße hat und die Suche nach Schnäppchen noch nicht leid geworden ist, der kann noch einen Schritt weiter gehen. Auf einigen Seiten wie opodo.de oder govolo.de kann man die Suche auf Multi-Stopps und Gabelflüge erweitern. Wenn du lange Flüge durch einen mehrtägigen Stopover teilst, schenkst du deinen Thrombosegefährdeten Beinen nicht nur eine willkommene Pause, sondern kannst auch noch bares Geld sparen. Wolltest du nicht schon immer mal ein paar Tage Peking erkunden, Bangkok unsicher machen, Tokio erleben, oder in Dubai über das höchste Gebäude der Welt staunen? Vereinzelte Teilabschnitte sind an manchen Tagen weniger gut besetzt und werden von den Fluggesellschaften daher günstiger angeboten. Bei der Multistopp-Flugsuche musst du ein wenig Geduld mitbringen und die Daten in der Suchmaske jeweils in Tages-Schritten vor und zurück schieben. Wer sucht, wird in der Regel belohnt und gewinnt am Ende mehr als nur ein paar Euro für die Reisekasse.

Kostenfaktor: Übernachtungen

Einmal vor Ort, ob Inselparadies oder Großstadtdschungel, sind die Übernachtungskosten ein nicht unerheblicher Kostenfaktor. Die günstigste Variante im Hostel sind die sogenannten Dorm–Zimmer. Eine beliebige Anzahl an Doppelstockbetten und Gemeinschaftsbad. Je mehr Betten umso billiger wird es. Anstatt monatelang mit zwölf schnarchenden Menschen auf engstem Raum zu leben, kannst du in den meisten Hostels Geld sparen, wenn du einen der gängigen Hosteljobs wie Zimmer- oder Küche putzen, übernimmst. Für zwei bis drei Stunden arbeiten, kannst du meist sogar kostenlos übernachten. Neben den Wellen kannst du mittlerweile beinahe weltweit auch die lokalen Sofas surfen. Die Coachsurfing-Gemeinde ist groß und zu jeder Übernachtung gibt es mindestens eine gute Anekdote fürs Lebens dazu. 

Arbeiten gegen Kost & Logis

Auch ohne dicken Geldbeutel kannst du weltweit unterwegs sein und die ländliche Seele des Landes erkunden. Beim sogenannten Wwoofing (World Wide Opportunities on Organic Farms) arbeitest du vier bis sechs Stunden pro Tag und bekommst dafür Unterkunft und Essen gestellt. Vom Erntehelfer über Unkraut jäten bis hin zum Zäune knüpfen oder Gemüse verkaufen auf dem Wochenmarkt – wer zupacken kann, ein Leben im Einklang mit der Natur kennen lernen möchte, und auch mal ein paar Tage auf sein Smartphone verzichten kann, für den ist das Wwoofen sicherlich eine der besten Möglichkeiten, um Land und Leute kennen zu lernen. Alles Wissenswerte rund ums Wwoofing, sowie die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es hier: www.wwoof.com.

Als Deutsche sind wir bei Arbeitgebern generell gern gesehen, da man uns auf der ganzen Welt als effiziente und stets pünktliche Mitarbeiter schätzt. Und manchmal bekommt man einen Job auch nur, weil der neue Boss ein Fußballfan und Freund deutscher Automarken ist.

Der Renner: Fruit Picking

Ein absoluter Klassiker unter Backpackern ist das sogenannte „Fruit Picking“. Als Erntehelfer pflückst, zupfst oder gräbst du alles aus, was gerade reif ist. Helfende Hände und fleißige Arbeiter werden je nach Saison händeringend gesucht und die zumeist körperliche Arbeit wird fair entlohnt. Auf größeren Farmen bist du mit anderen Backpackern in bester Gesellschaft und Freundschaften, die unterm Litschibaum geknüpft werden, halten meist über den Auslandsaufenthalt hinaus. 

In Australien lohnt sich das Arbeiten gleich doppelt. Nach einer dreimonatigen Tätigkeit in den ländlichen Gebieten des Landes, zum Beispiel beim „Fruit Picking“, kann das Working-Holiday-Visum um weitere zwölf Monate verlängert werden. Bei guter Planung und Organisation kann man Mango, Melone & Co durchs ganze Land folgen. Eine gute Übersicht zu Erntezeiten und Farmplätzen in Australien findest du hier: www.jobsearch.gov.au/documents/nationalharvestguide.pdf

Gastro-Jobs als wahre Geldquelle

Die Gastronomiebranche ist immer ein dankbarer Ort für Backpacker. Zum einen helfen Trinkgelder, ob in Form von harten Münzen oder kostenlosem Essen, über Durststrecken hinweg. Zum anderen haben sich mittlerweile weltweit Deutsche Bäckereien etabliert, die dir mit Quarktasche und Sonneblumenbrötchen über Heimweh-Gelüste hinweg helfen. Mit einem Job, bei dem du abends die Reste mit nach Hause nehmen darfst, hast du ganz schnell viele neue Freunde im Hostel.   

Zäune streichen, Hunde ausführen oder Surfbretter wachsen – in den klassischen Work & Travel Ländern, vor allem in den Großstädten gibt es etliche Tages- und temporäre Jobs, die nur so auf arbeitswillige Backpacker warten. Neben Internetplattformen, wie beispielsweise www.airtasker.com in Australien, sind Hostels meist die richtige Anlaufstelle für Tagesjobs. Das Angebot ist groß und die Bezahlung erfolgt in der Regel ´cash on hand`, perfekt für jeden, der flexibel bleiben möchte.

Günstig von A nach B kommen mit Transferfahrten

Für alle, die mit knappem Budget einen Roadtrip planen, sowie zeitlich und geografisch ungebunden sind, heißt das magische Wort Relocation. Jede Autovermietung steht irgendwann vor der Frage, wie die im Land verstreuten Campervans zurück zum Hauptsitz kommen. Um sich den teuren Fahrer zu sparen, werden die Wagen für 1 bis 5 Dollar pro Tag an Backpacker vermietet, die diese Strecke fahren wollen. Für besonders lange Strecken bekommt man manchmal sogar noch die Benzinkosten erstattet. Günstiger geht’s wirklich nicht. In Australien findest du unter www.transfercar.com.au/ vielleicht genau das passende Angebot für deinen Roadtrip.

Nach dem Work & Travel die Steuerrückzahlung beantragen

Die Reise ist vorbei, dein Kopf ist voller süßer Erinnerungen und die Reisekasse ist leer gefegt. Aber auch im Ausland wartet am Ende monatelanger Arbeit und artig gezahlter Steuern ein süßes Abschiedsgeschenk auf dich – Tax Back – Steuerrückzahlung. Wenn du das Land verlässt, kannst du deine vom Lohn abgezogenen Steuern zurückfordern. Für ein problemloses Ausfüllen der Formulare lohnt es sich, ein lückenfreies Lohnbuch während verschiedener Jobs zu führen.

Fazit

Eins steht schon vor deiner Reise fest: Du wirst am Ende reich zurückkehren und mit ein wenig Glück und Verstand hast du sogar noch etwas Geld übrig. Und neben Steuererklärung, Preise vergleichen und Teller waschen, solltest du eins nicht vergessen: ´Best things in life are free`. Neue Freunde aus allen Winkeln der Welt, Surfen mit neugierigen Delphinen oder eine Nacht in der Wüste unter einem Sternenhimmel so hell wie der Ruhrpott – es sind diese Momente, die als unbezahlbare Erinnerungen bleiben.

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