Im Jahr 2011 hat die Bundesregierung die allgemeine Wehrpflicht und damit automatisch auch den Zivildienst ausgesetzt. Als Reaktion darauf wurde der Bundesfreiwilligendienst (kurz BFD) „als Ersatz“ für den Zivildienst eingeführt. Er bietet freiwillige, gemeinnützige und unentgeltliche Arbeit an. Die bisherigen Angebote des Freiwilligen Sozialen Jahres und des Freiwilligen Ökologischen Jahres bleiben unabhängig davon bestehen. Grundsätzliches Ziel des BFD ist die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements im sozialen und ökologischen Bereich. Neu ist, dass der BFD auch für Frauen und Erwachsene über 27 Jahren offen ist.
Rahmenbedingungen für den Bundesfreiwilligendienst
Der BFD wird von der Nachfolgebehörde des Bundesamtes für den Zivildienst, dem Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben, zentral verwaltet. Den Dienst können alle Bürger absolvieren, die die Pflichtschulzeit hinter sich haben. Alter, Geschlecht, Nationalität und Bildungsabschluss spielen dabei keine Rolle. Üblicherweise dauert der BFD ein Jahr, er kann aber auch auf ein halbes Jahr verkürzt oder bis zu maximal zwei Jahren erweitert werden. Die Freiwilligen werden am Arbeitsplatz von Fachkräften eingewiesen und in kostenfreien Seminaren geschult und auf ihre Aufgaben vorbereitet.
Die Arbeit ist zwar freiwillig und unentgeltlich, dennoch können die Dienststellen ein Taschengeld in Höhe von bis zu 330 Euro monatlich bezahlen. Unterkunft, Verpflegung und eventuell benötigte Dienstkleidung können vom Dienstherrn gestellt beziehungsweise übernommen werden. Unter 27-Jährige im BFD arbeiten in Vollzeit. Über 27-Jährige müssen wenigstens 20 Wochenstunden arbeiten. Hintergrund dieser Regelung ist die Angst, dass sich unbezahlte Ehrenämter in den Freiwilligendienst verschieben. Nach dem Ende des BFD erhält der Absolvent ein qualifiziertes Zeugnis mit einer Beurteilung seiner Arbeit. Es gibt vielfältige Einsatzgebiete. Im sozialen Bereich gibt es Stellen in der Kinder- und Jugendhilfe, der Jugendarbeit, der Gesundheits- und Altenpflege und der Behindertenbetreuung. Außerdem gibt es ganz unterschiedliche Stellen im Natur-und Umweltschutz sowie in den Bereichen Sport, Integration, Kultur, Bildung sowie Zivil- und Katastrophenschutz.
Motivation für den Bundesfreiwilligendienst
Die Motivation von Interessenten am BFD ist sehr vielfältig. So melden sich viele junge Menschen, die die Zeit nach der Schule sinnvoll überbrücken möchten. Sie wollen sich orientieren, etwas Gutes tun, sich auf ein Studium oder eine Ausbildung vorbereiten oder einfach etwas dazulernen. Die Zeit des BFD ist insofern für junge Schulabgänger sehr sinnvoll und konstruktiv, weil die jungen Menschen einerseits viel lernen und die Persönlichkeit reift und andererseits dabei etwas Gutes getan wird. Das sehen grundsätzlich auch künftige potentielle Arbeitgeber sehr gern.
Ältere Bürger nutzen die Zeit zur beruflichen (Neu-) Orientierung, zum Wiedereinstieg ins Berufsleben oder zur Überbrückung einer Phase der Arbeitslosigkeit. Sehr oft ist der Wunsch, sich im sozialen oder ökologischen Bereich zu engagieren, auch aus moralischen oder ethischen Gründen gewachsen.
Umsetzung des Bundesfreiwilligendienstes
Die Bundesregierung plant, dass künftig 35.000 Frauen und Männer im BFD arbeiten. Mit dieser Zahl könnte der Wegfall des Zivildienstes kompensiert werden. Diese Zahl wurde anfangs noch nicht erreicht, weil es zunächst schwierig ist, Menschen für diese neue Art des Freiwilligendienstes zu begeistern. Deshalb gab es mit der Einführung im Frühjahr 2011 auch zahlreiche Kampagnen und Werbung für den BFD.