Studienfinanzierung Kompakt

Weißes Sparschwein

Darum geht's

Durchschnittlich 600 bis 1500 Euro.

Soviel kostet ein Studium in Deutschland monatlich, je nach Haushaltsführung und Lebensstandard, Region und Uni. Um dein Studium zu finanzieren, gibt es einige Möglichkeiten, auch jenseits von BAföG und Nebenjobs. Doch wo liegen die Unterschiede? Und welche Studienfinanzierung ist die richtige für dich? Die Antworten liest du hier.

Eltern: Unterhalt

Die eigenen Eltern sind (rechtlich und moralisch) die erste Instanz, wenn es um die Finanzierung eines Studiums geht. Das Geld, das sie aufwenden, um die Grundbedürfnisse Ihrer Nachkommen zu sichern, nennt man Unterhalt bzw. Kindesunterhalt. Dazu zählen unter anderem finanzielle Mittel für Wohnung, Lebensmittel, Kleidung, Unterricht, Freizeit und Taschengeld. Die Höhe spielt vor allem dann eine Rolle, wenn Eltern geschieden sind oder getrennt leben. Wie viel Unterhalt Kindern dann zusteht regelt die Düsseldorfer Tabelle. Studenten, die nicht mehr bei den Eltern wohnen, so sagt der Gesetzgeber, stehen monatlich aktuell 670 Euro zur Studienfinanzierung zu.

Alle Bestimmungen zum Thema „Unterhalt“ und die aktuellen Daten der Düsseldorfer Tabelle findest du auf www.unterhalt.net

BaföG: Zuschuss plus Darlehen vom Staat

Reicht das elterliche Einkommen zur Finanzierung von Wohnung, Semestergebühren und Leben an der Hochschule nicht aus, kannst du BAföG beantragen. Diese fünf Buchstaben sind die Abkürzung für „Bundes-Ausbildungsförderungs-Gesetz“ und damit der rechtlichen Grundlage der wohl am meisten genutzten Möglichkeit zur Studienfinanzierung.

Wer bekommt BAföG?

In der Regel gewährt das zuständige BAföG-Amt diese Gelder Studenten aus Deutschland und dem EU-Ausland, sofern sie bei der Immatrikulation an deutschen Unis, FHs oder Berufskollegs jünger als 30 Jahre sind.

Allerdings sind prinzipiell nur Erststudiengänge (und dann auch nur in der Regelstudienzeit) förderungswürdig. Eine Ausnahme von der Hochschul-Regel bilden zum Beispiel Abitur-Lehrgänge an der Abendschule, da sie auf ein Studium vorbereiten. So kannst du auch bereits BAföG beantragen, wenn du nach der Haupt- oder Realschule dein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg machen möchtest.

Streng genommen stellen Masterprogramme Zweit-Studiengänge dar. Solange du aber einen konsekutiven Master anstrebst (und innerhalb der Regelstudienzeit bleibst) sollte auch eine Fortzahlung des BAföG kein Problem darstellen. In diesem Fall wird auch das Förderungshöchstalter auf 35 Jahre hochgesetzt

Wieviel BAfög steht mir zu?

Deine monatlichen BAföG-Bezüge bestehen zur einen Hälfte aus einem Zuschuss, zur anderen aus einem Darlehen. Das heißt, du musst in der Regel nur die Hälfte an den Staat zurückzahlen, höchstens aber 10.000 Euro.

Wie hoch deine Leistungen gemäß BAföG sind, hängt im Wesentlichen vom Einkommen deiner Eltern ab, aber auch z.B. von persönlichen Vermögenswerten. Die Höchstgrenze für BAföG liegt derzeit bei ebenfalls 670 Euro (Stand: 01.10.2010).

Studentenjobs: kurz, mini oder midi?

Nebenjobs gehören zur Studienfinanzierung wie das akademische Viertel zur Vorlesung. Dafür gibt es viele Gründe: Die einen bekommen kein BAföG (mehr), die anderen können allein von staatlichen Leistungen ihren Lebensstandard nicht finanzieren, wiederum nächste wollen keinen Schuldenberg aus dem Studium ins Berufsleben mitnehmen.

Viele suchen sich daher einen Studentenjob. Typische Bereiche dafür sind zum Beispiel die Gastronomie, der Einzelhandel oder auch Call-Center. Im Grunde genommen einfache Tätigkeiten, in die du dich nicht lange einarbeiten musst und die sich dank Schichtdienst auch zeitlich neben die Uni-Veranstaltung legen lassen. Überaus beliebt sind auch Stellen als studentische Hilfskraft an der Uni oder FH. Dabei unterstützt du zum Beispiel deine Dozenten bei der Vorbereitung von Vorlesungen und kannst während der Arbeitszeiten häufig selbst für Semester- oder Examensarbeiten recherchieren.

Angebote für Studentenjobs findest du zum Beispiel im Stadtmagazin deiner Uni-Stadt, aber auch in der lokalen Tageszeitung und natürlich online. Dabei unterscheidet man grundsätzlich zwischen kurzfristiger Beschäftigung, geringfügiger Beschäftigung (auch: „Mini-Jobs“) und Midi-Jobs (dem „Gleitzonenfall“).

Kurzfristige Studentenjobs

„Kurzfristig“ ist ein Arbeitsverhältnis, wenn du dort weniger als zwei Monate oder insgesamt 50 Arbeitstage pro Kalenderjahr arbeitest. Beispiele dafür sind zum Beispiel Anstellungen während der Semesterferien, als Urlaubsvertretung oder saisonal bedingte Tätigkeiten (Inventur, Erntehilfe). Die Höhe des Lohns spielt dabei keine Rolle.

Mini-Jobs

Weit verbreitet sind vor allem „geringfügige Beschäftigungen“ (auch: Mini-Jobs). In der Regel sind sie unbefristet, haben allerdings eine finanzielle Obergrenze. Mit dem 01.01.2013 wurde das monatliche Gehaltslimit von 400 auf 450 Euro hochgesetzt. Damit werden aber erstmalig auch Abgaben an die Rentenversicherung  fällig. Dem Mini-Jobber mit 450 Euro bleiben somit brutto „nur“ etwa 430 Euro.

Midi-Jobs

Der „Gleitzonenfall“ tritt ein, wenn du dauerhaft zwischen 450,01 und 850 Euro verdienst. Abhängig von der Höhe des Gehalts leisten „Midi-Jobber“ auch Beiträge zur Lohnsteuer. Wie viel genau, hängt im Wesentlichen von der Höhe des Gehalts ab (zwischen 11 und 21 Prozent). Bis zu 10.200 Euro sind so jährlich im Nebenjob möglich. Erst darüber gilt dein Job vor dem Gesetz als sozialversicherungspflichtig.

Als Midi-Jobber kannst du dir einen Teil deiner Abgaben über den Lohnsteuer-Jahresausgleich vom Finanzamt zurückholen. Auf der anderen Seite wirkt sich das Gehalt aus dem Nebenjob auf das BAföG aus: Verdienst du ein Jahr lang dauerhaft mehr als 350 Euro monatlich, werden die staatliche Zuschüsse gesenkt.

Studienkredite: Darlehen von Banken

Wer allerdings über die Regelstudienzeit hinaus studiert, ist auf andere Geldquellen angewiesen. Für diese Fälle gibt es Studienkredite.

Ähnlich dem BAföG bekommst du als Nutznießer ebenfalls regelmäßige Überweisungen auf dein Konto. Allerdings stammen die Gelder nicht vom Staat, sondern von einer Privatbank. Wie viel genau du benötigst, vereinbarst du mit deiner Bank im Einzelfall. Je nach Kreditinstitut kannst du bis zu 800 Euro bekommen, und das bis zu 14 Semestern.

Allerdings: Studienkredite sind grundsätzlich Volldarlehen, folglich musst du sie auch zu 100 Prozent zurückzahlen – wenn auch zu deutlich günstigeren Zinssätzen als ein herkömmlicher Konsumentenkredit.

Studienkredite stehen jedem zu, der an einer deutschen Hochschule eingeschrieben und mindestens volljährig ist. Je nach Institut variiert das Höchstalter für Studienkredite zwischen 30 und 35 Jahren.

Wann du mit der Rückzahlung beginnst, wird ebenfalls vertraglich festgelegt. Einige Banken kommen bereits ein Semester nach dem Examen auf dich zu, andere warten damit zwei Jahre. In jedem Fall ist es auch hier ratsam, zügig zu studieren und höchstens einmal das Fach zu wechseln.

In Zeiten niedriger Zinsen solltest du auch unabhängige Kreditvergleiche im Auge haben. Dort kannst du dir kostenlos und unverbindlich Angebote einholen.

Bildungskredit: Einkommensunabhängiges Darlehen der KfW

Eine Art Sonderform der Studienkredite stellen die Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (kurz: KfW) dar. Die KfW ist eine staatliche Bankengruppe, die sich unter anderem auf die Förderung von Ausbildung und Studium spezialisiert hat. Mit über 50.000 laufenden Verträgen gehört der KfW-Bildungskredit zu den beliebtesten Möglichkeiten der Studienfinanzierung.

Schließlich kann jeder volljährige Student in Deutschland einen Bildungskredit beantragen, solange er jünger als 44 Jahre ist. Dein Einkommen oder das Deiner Eltern spielen hier keine Rolle. Das ist vor allem dann eine Überlegung wert, wenn du dich in der zweiten Hälfte deiner Uni-Zeit befindest.

So kannst du dich voll auf deine Examensarbeit und Prüfungen konzentrieren und musst nicht parallel dazu für deinen Lebensunterhalt arbeiten. Bis zu 54.600 Euro (Stand: Oktober 2013) kannst du so für dein Studienvorhaben bekommen. Der KfW-Bildungskredit wird üblicherweise in monatlichen Raten zwischen 100 und 650 Euro ausgezahlt.  Dazu gibt es die Möglichkeit auf Sonder-Auszahlungen für einmalige Investitionen (neuer PC, Flug ins Ausland bei Freiwilligenarbeit etc.).

In der Regel zieht die KfW ein halbes Jahr nach deinem Examen die ersten Rückzahlungsraten ein. Gut, wenn du bis dahin bereits einen Job gefunden hast. Da die Zinssätze für Bildungskredite schwanken, lohnt sich ein Vergleich mit anderen Studienfinanzierungen. Anträge auf Bildungskredite gibt es bei deiner Hausbank, sofern sie mit der KfW kooperiert, und beim Studentenwerk vor Ort.

Bildungsfonds: Kredite von privaten Stiftungen

Eine der neuesten Quellen der Studienfinanzierung sind Bildungsfonds (auch: „Studienfonds“). Sie werden zu 100 Prozent von privaten Geldgebern und Institutionen aufgebracht. Je nach Financier sind so bis zu 40.000 für Studenten drin. Erstsemestern steht es ebenso zu wie dem Doktoranden.

Üblicherweise beginnst du mit der Rückzahlung direkt nach dem Einstieg in deinen ersten sozialversicherungspflichtigen Job. Und selbst dann hängen die Raten von der Höhe deines Einkommens ab. Es gibt auch Sonder-Vereinbarungen: z.B.  „Verjährungsfristen“ bei längerer Arbeitslosigkeit oder Obergrenzen der Raten bei besonders hohem Verdienst.

Damit sind Bildungsfonds eine sozial verträgliche Alternative zu Krediten von privaten und staatlichen Banken. Hört sich ideal an. Allerdings werden Bildungsfonds erst nach einem aufwändigen Auswahlverfahren individuell vergeben. Dafür ist dieses Geld auch nicht zweckgebunden. Das heißt, du kannst es ausgeben, um zum Beispiel kurz vor deinem Examen die Kosten des täglichen Lebens zu decken oder auch ein Semester im Ausland damit finanzieren.

Stipendien: Unterstützung von Stiftungen und Organisationen

Unter Stipendien versteht man im Allgemeinen Fördermittel von privaten Geldgebern und Stiftungen aus dem Umfeld von Parteien, Kirchen, Wirtschaftsunternehmen und gemeinnützigen Organisationen.

In den USA, wo sich die Hochschulen zum größten Teil selbst finanzieren müssen, werben Universitäten mit Stipendien um ausländische Studierende, weil sie das Prestige steigern und somit weitere Interessenten aus dem Inland anzieht.

In Deutschland hingegen ist das Stipendienwesen noch mit vielen Irrtümern behaftet. Entgegen der vorherrschenden Meinung müssen Stipendiaten weder besonders klug noch arm sein, geschweige denn: sich seit Jahren bei ihrem potenziellen Sponsoren engagiert haben. Rund 2000 Quellen für Stipendien gibt es derzeit in Deutschland. Bei einigen genügt es zum Beispiel, aus derselben Gegend zu kommen wie der Stifter. Andere bevorzugen Studenten, die über ein bestimmtes Thema forschen, die nächsten wiederum setzen auf Akademiker in höheren Semestern, alleinerziehende Mütter usw.

Gut möglich, dass auch für dich etwas dabei ist. Ein Blick in eine der großen Online-Datenbänke lohnt sich in jedem Fall.

Fazit

Möglichkeiten zur Studienfinanzierung gibt es genug: Während du zum Beispiel als Bezieher von BAföG oder Nutznießer eines Studienkredits früher oder später damit rechnen musst, das Darlehen zurückzuzahlen, darfst du das Geld aus einem Stipendium behalten. Auch Studien- und Bildungsfonds sind rückzahlungspflichtig, allerdings passen sie sich die Raten flexibel an deine jeweilige Einkommenssituation an.

Vielleicht wollen auch deine Verwandten ihr Geld irgendwann gern wiedersehen, doch ist diese Schuld in der Regel zinsfrei. Bevor du dich also langfristig für dein Studium verschuldest, kann es nicht schaden, die unterschiedlichen Quellen miteinander zu vergleichen.

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