Mit welchem Schulabschluss kann ich wo studieren?

Studenten mit Diplomen in der Hand

Darum geht's

Da Bildung in Deutschland eine Ländersache ist, stellt sich immer wieder die Frage mit welchem Schulabschluss wo studiert werden kann. Grundsätzlich kann man sagen: Der Name ist Programm. In der Regel ist es so, dass bereits der Name des Schulabschlusses einen Rückschluss darauf zulässt, wo du als Student angenommen wirst. Mit der Allgemeinen Hochschulreife stehen dir nicht nur in Deutschland, sondern weltweit alle Türen offen und du kannst dich an jeder Uni, Hochschule oder Fachhochschule einschreiben. Mit der Fachhochschulreife steht dir der Weg zu allen Fachhochschulen offen und mit der Fachgebundenen Hochschulreife ist nur ein Studium in bestimmten Fachgebieten möglich.

Die Allgemeine Hochschulreife

Am Gymnasium und an den Gesamtschulen kann die allgemeine Hochschulreife erworben werden. Damit kannst du dich an allen Universitäten und Hochschulen bewerben. Allerdings gelten für die einzelnen Unis und Hochschulen und darüber hinaus für bestimmte Fachgebiete zusätzliche Zulassungsverfahren, die darüber entscheiden, ob du angenommen wirst. Zum Teil zählt die Abiturnote als Zulassungskriterium, aber  es können auch gesonderte Prüfungen oder Tests fällig werden. Für ein Medizinstudium musst du beispielsweise den Medizinertest bestehen und für sportwissenschaftliche oder künstlerische Studiengänge müssen ebenfalls Eignungsprüfungen absolviert werden. Studiengänge, für die es mehr Bewerber als freie Plätze gibt, unterliegen ebenfalls gesonderten Zulassungsverfahren. Hier entscheiden die Universitäten zum Teil nach sehr unterschiedlichen Gesichtspunkten, welche Studenten sie aufnehmen wollen.

Der NC (Numerus clausus)

Einige Studiengänge haben einen NC. Das bedeutet, dass nur eine bestimmte Anzahl an Plätzen vergeben wird. Umgangssprachlich bezeichnet man mit NC auch den Abischnitt, der benötigt wird, um einen Platz in diesem Studiengang zu bekommen. Der NC unterscheidet sich von Studiengang zu Studiengang und so kann es sein, dass die Bedingungen in München an der LMU anders ausfallen, als die Bedingungen in Berlin für gleiche und sehr ähnliche Studiengänge. Das hängt damit zusammen, dass die Länder selbst ihr Bildungssystem gestalten können und nicht der Bund für alle Bundesländer darüber entscheidet. Entgegen dem weit verbreiteten Glauben, dass der NC willkürlich festgelegt wird, errechnet er sich jedes Semester neu aus der Anzahl an Bewerbern und den angebotenen freien Plätzen. Daher lässt sich auch nicht sagen, wie hoch der NC zu deinem Studienbeginn ausfallen wird. Allerdings kannst du dich an den NC-Werten der Vorjahre orientieren. Sie werden von den Hochschulen auf deren Internetpräsenz veröffentlicht.

>> So funktioniert der Numerus Clausus

Die Fachhochschulreife

An einer Fachoberschule oder einer Berufsfachschule und an Fachschulen kann die Fachhochschulreife erworben werden. Sie berechtigt zu allen Studiengängen, die an den Fachhochschulen angeboten werden. Einige Bundesländer lassen auch Studenten mit Fachhochschulreife auf ihre Universitäten, wenn das Grundstudium in einem ähnlichen Fach an einer Fachhochschule bereits erfolgreich absolviert werden konnte. Das Vordiplom oder der Bachelor mit mindestens 90 Punkten gelten in einigen Bundesländern als fachgebundene Hochschulreife und damit öffnet sich dann über das Grundstudium an der Fachhochschule die Möglichkeit an eine Uni zu gehen.

Studieren für beruflich Qualifizierte oder besonders Begabte

Die Hochschulen sind zum Teil auch Bewerbern zugänglich, die über keine formale Hochschulzugangsberechtigung verfügen. In der Regel wird ein Meistertitel als gleichwertig anerkannt und ermöglicht damit ein Studium, das auf dem ausgewählten Beruf aufbaut. Mindestens muss aber eine zweijährige Ausbildung abgeschlossen worden sein, der drei Jahre Berufserfahrung folgen konnten. Fachtreue Bewerber müssen dann in der Regel keine Zulassungsprüfungen bestehen, um eine Zulassung zum Studium zu erhalten. Allerdings entscheidet die Hochschule darüber, ob dein Wunschstudiengang zu deiner Berufsausbildung passt und damit fachtreu ist.

In einigen Bundesländern wie Hessen und Nordrheinwestfalen gibt es auch den fachungebundenen Hochschulzugang. Damit kannst du dich dort um ein Studium außerhalb deines Fachbereichs bewerben.  Allerdings muss hierfür ein Probestudium absolviert werden oder bei zulassungsbeschränkten Studiengängen die Zugangsprüfung erfolgreich überstanden werden. Für Kunst- und Musikhochschulen muss eine besonders herausragende Begabung nachgewiesen werden, wenn keine formale Hochschulzugangsberechtigung vorliegt. Eine Mappe oder ein Vorspiel können hier darüber entscheiden, ob du eine Zulassung erhältst.

Örtliche und bundesweite Zulassungsbeschränkungen

Auf der Suche nach einem Studienplatz begegnen dir sicherlich die Begriffe örtliche oder bundesweite Zulassungsbeschränkung. Bei einer örtlichen Zulassungsbeschränkung handelt es sich um einen NC-Studiengang, für den ein örtliches Auswahlverfahren existiert, wenn mehr Bewerber als freie Plätze vorhanden sind. Die Bewerbung ist hier fristgerecht an die Hochschule zu richten. Bei einer bundesweiten Zulassungsbeschränkung hingegen erfolgt die Bewerbung nicht direkt an den  Hochschulen, sondern muss bei der Stiftung für Hochschulzulassung eingereicht werden.

Das Probestudium

Viele Hochschulen, die zulassungsfreie Studiengänge anbieten, setzen ein Probestudium voraus. Hierzu kannst du zwei bis vier Semester auf Probe studieren und musst innerhalb dieser Zeit eine festgelegte Anzahl an Credit Points erwerben. Diese werden dir anschließend auf dein Studium angerechnet, wenn du das Probestudium erfolgreich absolvieren konntest.

>> Was bringt ein Probestudium?

>> Schnupperstudium im Ausland

Der zweite Bildungsweg

Traditionell ist der zweite Bildungsweg ein Teil der Erwachsenenbildung, doch inzwischen wird er auch von Jugendlichen in Anspruch genommen, wenn sie keinen regulären Schulabschluss erreichen konnten oder von Ausbildungsmangel oder Arbeitslosigkeit betroffen sind. Grundsätzlich bietet der zweite Bildungsweg drei verschiedene Möglichkeiten einen höheren Schulabschluss zu erreichen, mit dem ein Studium möglich wird:

  • Abendgymnasien

An den Abendgymnasien findet der Unterricht, wie der Name bereits sagt, am Abend statt. In der Regel gibt es wöchentlich 20 Unterrichtsstunden, die auf fünf Abende aufgeteilt werden. Ist der Realschulabschluss vorhanden, dauert es üblicherweise drei Jahre bis zum Erreichen der Allgemeinen Hochschulreife. Mit dem Hauptschulabschluss als Ausgangsbasis benötigst du ein Jahr länger.

  • Kollegs/akademische Studiengemeinschaften

Im Kolleg dauert der Sprung vom Realschulabschluss zur Allgemeinen Hochschulreife in der Regel ebenfalls drei Jahre und es müssen 30 Wochenstunden bewältigt werden. Die Zugangsvoraussetzung ist die Vollendung des 19. Lebensjahres sowie eine abgeschlossene Ausbildung oder der Nachweis über eine mehrjährige Berufstätigkeit.

  • Fernlerninstitut

Neben der Möglichkeit zusammen mit anderen das Abitur nachzuholen, gibt es noch die Variante über ein Fernlerninstitut einen höheren Bildungsabschluss zu erreichen. Hier reichen Hauptschul- oder Realschulabschluss für eine Aufnahme, doch es gibt auch Institute, die zusätzlich befriedigende Durchschnittsleistungen voraussetzen oder Kenntnisse in bestimmten Fächern wie etwa Englisch. Hier ist im Vergleich zu den beiden anderen Möglichkeiten sehr viel mehr Eigeninitiative gefragt und wenn du bereits weißt, dass du nicht gern alleine lernst, solltest du eine Alternative wählen.

Der allgemeine Studierfähigkeitstest

Studienbewerber ohne eine allgemeine Hochschulreife, die die Fachhochschulreife besitzen, können über den allgemeinen Studierfähigkeitstest nachweisen, dass sie für ein Studium an einer Uni oder einer dualen Hochschule geeignet sind. Bei einer allgemeinen schriftlichen und mündlichen Zulassungsprüfung soll festgestellt werden, ob du dich generell für ein Studium eignest. Hier werden dir Mathematikaufgaben gestellt und du musst deine Fähigkeiten in einer oder mehreren Fremdsprachen unter Beweis stellen. Auch dein Allgemeinwissen wird überprüft und eventuell werden fachspezifische Kenntnisse abgefragt. Einige Hochschulen wollen dich bereits vor dieser Prüfung bei einem persönlichen Gespräch kennenlernen und so herausfinden, ob du das methodische und fachliche Vorwissen für ein Studium mitbringst.

Quoten für das Studieren ohne Hochschulreife

Zwar öffnen sich die Hochschulen immer mehr für Studenten ohne formale Hochschulzugangsberechtigung, doch dafür gibt es häufig bestimmte Quoten. Meist stehen nur zwischen drei und 10 Prozent der freien Studienplätze für Studienanfänger ohne Abitur zur Verfügung. Gibt es mehr Bewerber als Plätze, wird auch hier mit verschiedenen Auswahlverfahren ermittelt, welche Studienanfänger einen Platz erhalten. Wenn du also ohne Hochschulreife eine Zulassung erhalten möchtest, solltest du dich in jedem Fall frühzeitig bewerben, denn unter anderem fließt auch der Bewerbungszeitraum neben anderen Kriterien in die Auswertung ein.