Duales Abitur = Abi + Ausbildung

Darum geht's

Das Modell des dualen Studiums ist bekannt: Neben der Zeit in der Uni, während der du für deinen Bachelor oder für das Diplom lernst, machst du gleichzeitig eine Ausbildung. Die Kombination aus Praxis und Theorie eröffnet dir viele Chancen auf dem Berufsmarkt. Aber warum denn erst bis nach dem Abitur warten? In einigen Bundesländern, Vorreiter ist hier Sachsen, kannst du schon während der Hochschulreife eine Ausbildung machen – „duales Abitur“ genannt.

Das duale Abitur ist heute noch nicht in allen Bundesländern verfügbar. Angefangen hat alles im Schuljahr 2011/2012 als das Bundesland Sachsen das duale Abitur in einem Modellversuch einführte – mit großem Erfolg:

  • Reines Lernen ist manchmal einfach zu trocken.
  • Eine gleichzeitige praktische Ausbildung festigt das Gelernte direkt im Job (Learning by Doing).
  • Am Ende des dualen Abiturs hast du deinen Konkurrenten am Arbeitsmarkt einiges voraus.

Es wundert nicht, dass das duale Abitur so viel Zuspruch erhält, denn: Das Studium ist längst nicht mehr der einzige Karriereweg nach dem Abitur. Ausbildungen stehen hoch im Kurs.

Wie funktioniert das duale Abitur?

Das duale Abitur richtet sich vor allem an leistungsstarke Realschulabsolventen, denn eines muss klar sein: Wie beim dualen Studium, bist du auch beim dualen Abitur einer Doppelbelastung ausgesetzt. Du musst nicht nur für die Hochschulreife lernen sondern nebenbei auch noch arbeiten und deinen Berufsabschluss schaffen – das alles unter einen Hut zu bekommen ist nicht ganz einfach. Aber es lohnt sich.

Möchtest du also das duale Abitur in Angriff nehmen, solltest du vier Jahre für die Lehre und deinen Hochschulabschluss einplanen, denn so lange dauert der Prozess:

  • Der theoretische Unterricht erfolgt in den beruflichen Gymnasien und der Berufsschule.
  • Pro Woche sitzt du 37 bis 38 Stunden in den Klassenräumen.
  • Die Ausbildung im Betrieb erfolgt in Blöcken, die drei bis sechs Wochen andauern.

Deine geliebten Schulferien könnten während des dualen Abiturs außerdem ausfallen oder verkürzt werden, denn der praktische Teil nimmt darauf leider keine Rücksicht. Dafür hast du jedoch wie jeder Azubi Anspruch auf Urlaub – immerhin.

Voraussetzungen für das duale Abitur

Die Voraussetzungen für das duale Abitur sind relativ überschaubar. Hast du deinen Realschulabschluss in der Tasche, stehen dir zwei Wege zur Auswahl:

  1. Entweder bewirbst du dich direkt bei einem Ausbildungsbetrieb
  2. oder du bewirbst dich beim beruflichen Schulzentrum, dass bei Annahme deiner Bewerbung bei der Vermittlung eines Ausbildungsbetriebes hilft.

Wichtig ist, dass du dir den 31. März rot in deinem Kalender (oder in deinem Smartphone) einkreist, denn: Dieser Stichtag läutet das Ende der Bewerbungsfrist ein – verschlaf ihn also lieber nicht.

Ausbildungswege beim dualen Abitur

Beim dualen Abitur hast du verschiedene Ausbildungen zur Auswahl, die sich jedoch vor allem im Bereich Technik wiederfinden. Je nachdem, an welcher Berufsschule du die Doppelqualifizierung anstrebst, kannst du unter anderem folgende Lehrgängen wählen:

  • Fachinformatiker
  • Systemelektroniker
  • Industriemechaniker
  • Werkzeugmechaniker
  • Konstruktionsmechaniker

Bisher ist das duale Abitur also noch sehr techniklastig, weshalb wohl genau hier (noch) die Grenzen liegen. Das duale Studium beispielsweise ist hier sehr viel offener, was die verschiedenen Richtungen angeht. Es stehen jedoch bereits Pläne, die die Auswahl vergrößern sollen.

Klassisches Handwerk beim dualen Abitur?

Vor allem das klassische Handwerk sieht das duale Abitur als einen Weg, dich und andere Abiturienten von einer Lehre zu überzeugen. Das ist auch unbedingt notwendig, denn: Schon heute sind mehr als 20.000 Stellen in Deutschland unbesetzt. „Selbst schuld“ wirst du nun vielleicht sagen, da klassische Handwerksberufe für Abiturienten häufig nur wenig attraktiv sind. Das könnte sich jetzt mit zwei Modellversuchen in den Handwerkskammern Münster und Würzburg ändern:

  • Nach der Lehre wirst du durch zahlreiche Fortbildungsmöglichkeiten gefördert.
  • Auch parallele akademische Lernmodule an Hochschulen kommen dabei infrage – und die sollst du dir sogar anrechnen lassen können, wenn du dich doch noch für ein Studium entscheidest.
  • Du bleibst also trotz – oder gerade wegen – der Berufsausbildung flexibel.

Diese Flexibilität ist wohl der wichtigste Punkt heutzutage. Du kennst es: Die Entscheidung, in welche Richtung es gehen soll, fällt nicht leicht. Viele sagen, das Studium ist der einzig richtige Weg nach dem Abitur – andere sagen, das Studium ist zu theoretisch und eine Ausbildung wäre deshalb die richtige Wahl.

Mit dem dualen Abitur kannst du deshalb schon während deiner Hochschulreife schauen, ob eine Ausbildung in dem gewählten Bereich das Richtige für dich ist. Anschließend hast du die Wahl. Möchtest du weiter in deinem Ausbildungsbetrieb arbeiten, dich anderswo bewerben oder doch noch ein Studium dranhängen – wie du dich auch entscheidest: Mit dem dualen Abitur bist du hoch qualifiziert und deshalb ein begehrter Kandidat auf dem Arbeitsmarkt.

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