Ausbildung im Ausland

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Darum geht's

Nicht nur die Ausbildung an einer ausländischen Hochschule oder Universität, sondern auch die Berufsbildung in einem anderen Land ist für deutsche Abiturienten hoch interessant. Was für die angehenden Akademiker gilt, hat genau so Bedeutung für junge Leute, die den Weg über die Berufsausbildung nehmen. Denn die berufliche Bildung im Ausland beschränkt sich nicht auf Praktika oder befristete Austauschjobs, sondern auch die komplette Berufsausbildung ist im Ausland möglich.

Die Vorteile fallen genau so schwer ins Gewicht wie bei einem Studium, abgesehen davon, dass ein solches im Anschluss meist das Ziel ist. Die Beherrschung einer Fremdsprache, das Wissen um andere Methoden (zuweilen auch eine wesentlich tiefere Einführung in die Berufsinhalte) und vor allen Dingen die Kenntnis der Fachbegriffe in Französisch oder Englisch sind für viele Arbeitgeber ein deutliches Pluszeichen, das im Zuge internationaler Zusammenarbeit (selbst für den Mittelstand) immer mehr an Bedeutung gewinnt. Fachspezialisten mit Fremdsprachenkenntnis sind für Unternehmen ein Glücksfall.

Die Berufsausbildung im Ausland wird gefördert

Von den etwa 1,6 Millionen Auszubildenden jährlich nimmt in Deutschland gerade einmal ein Prozent die Möglichkeit war, Erfahrungen im Ausland schon während der Ausbildungszeit zu sammeln. Dabei ist der Weg in die Fremde eine der ältesten Traditionen des Handwerks. Eher noch als Studenten, gingen die Gesellen im Mittelalter auf Fahrt in andere Länder und Regionen und reicherten dort ihr Wissen und ihre Praxis an. Wer nicht wenigstens ein Jahr auf der Walz war, galt damals nicht als Anwärter auf den Meistertitel.     

Der freien Auffassung von früher stehen heute einige formale Barrieren im Weg. Die Ausbildungsinhalte, die von Land zu Land verschieden sind, unterschiedliche Gewichtungen in den Stundenplänen und vor allem die gegenseitige Anerkennung von Berufsabschlüssen erschweren es jungen Leuten, ihre Ausbildung im Ausland zu absolvieren. Mit der Änderung des deutschen Berufsbildungsgesetzes im Jahre 2005 ist wenigstens eine Gleichstellung mit den Studienzeiten an einer ausländischen Universität oder Hochschule erreicht worden: Azubis können nun bis zu einem Viertel ihrer Lehrzeit in einem anderen Land lernen und erhalten diesen Teil der Ausbildung auch angerechnet. Über das Förderprogramm Leonardo da Vinci versucht die EU, entsprechende Initiativen zu fördern. Mit dem Europass-Mobilitätsnachweis hat sie auch ein gültiges Dokument geschaffen, das in ganz Europa anerkannt wird. Denn die hier fest gehaltenen genauen Angaben zu den Inhalten und der Dauer einer Ausbildung oder beruflichen Tätigkeit im Ausland sind eine autorisierte Quelle, aus der ein Arbeitgeber die Art und Weise der internationalen Erfahrung eines Arbeitnehmers ersehen kann. 

Vor der Berufsausbildung im Ausland steht die genaue Information

So sehr die EU aber auch auf einheitliche Systeme orientiert, so wenig hat sie bisher gerade in Fragen der Berufsausbildung bewirken können. Es ist zwar gelungen, einen europäischen Standard zu etablieren, der jedoch nur für die konkrete Ausbildungsform gilt und keine flächendeckende Verbreitung hat. Immerhin ist die Ausbildung zum Europa-Wirtschaftsassistenten, zum Euro-Kaufmann, zum internationalen Marketingassistenten, zum Euro-Fremdsprachenkorrespondent und zum Europa-Sekretär möglich – selbstverständlich auch in der weiblichen Form der Bezeichnung. Wenn es Übereinkünfte in der Berufsausbildung gibt, so werden sie bisher nur durch bilaterale Abkommen geregelt, wie sie Deutschland beispielsweise mit seinen Nachbarländern hat. Dazu gehören auch Regelungen im grenznahen Raum, z.B. für die Niederlande oder die Schweiz. Ansonsten sind die Unterschiede von Land zu Land bisweilen gravierend. Gerade das duale System der Berufsausbildung, wie es in Deutschland gepflegt wird, gibt es in dieser Form sonst nur noch in der Schweiz und in Österreich. Deswegen sind für die berufliche Erstausbildung im Ausland immer die dort möglichen Ausbildungswege, ihr Stellenwert und die Anerkennung der Abschlüsse in Deutschland interessant. In den meisten Ländern erfolgt die Berufsausbildung an staatlichen, kommunalen oder privaten Schulen, die mit Berufsfachschulen oder Fachakademien in Deutschland vergleichbar sind. Das Niveau ist jedoch nicht einheitlich geregelt und die EU-weite Anerkennung deshalb nicht sicher. Die Information darüber ist immer noch das Wichtigste, wenn man eine Ausbildung im Ausland zu beginnen will. Ein Mangel besteht darin, dass diese Informationen nur auf das jeweilige Land bezogen zu erhalten sind und immer einzeln auf die Brauchbarkeit der Abschlüsse in Europa zu untersuchen sind. Von Vorteil ist es bei der Recherche also, wenn man sich wenigstens über das Ausbildungsland in Klaren ist. Wer sich über den Deutschen Bildungsserver informieren will, muss sich durch den Informationsdschungel der Datenbanken von Ministerien, Bildungsträgern, Fachgesellschaften und Organisationen von 230 Regionen und Ländern Europas kämpfen.                        

Berufsausbildung in den europäischen Nachbarländern

Eine grobe Orientierung kann man über die Zwei-Klassen-Einteilung in deutsche Nachbar- und andere Länder gewinnen. Mit den Nachbarstaaten hat Deutschland meist Abkommen geschlossen, die auch die berufliche Bildung betreffen, und damit schon einen erheblichen Teil an Fragen regelt, insbesondere, die Anerkennung der Berufsabschlüsse. Für den Interessenten ist dann die Auskunft entscheidend, ob die gewünschte Ausbildung in diesen Abkommen eingeschlossen ist. Ansonsten bleibt auch hier immer nur der direkte Kontakt zur Ausbildungseinrichtung.    

Niederlande

In den Niederlanden gibt es vier Ausbildungslevel, von denen die höheren 3 und 4 in etwa dem deutschen Ausbildungsanforderungen entsprechen. Die Zulassung in Deutschland wird aber immer noch von den zuständigen IHK oder Handwerkskammern am Standort entschieden. Das duale System gibt es zwar auch in den Niederlanden, deutlich bevorzugt wird jedoch die schulische Ausbildung. Dafür sind 40 z.T. riesige Bildungszentren zuständig, an denen auch Deutsche lernen können. Bis zum 18. Lebensjahr ist die Ausbildung kostenlos. Danach wird ein Schulgeld fällig, das je nach Standort und Qualifikation variieren kann. Aber auch für Ausländer sind Förderungen möglich.

Frankreich, Luxemburg und Belgien

In den französischsprachigen Ländern Frankreich, Luxemburg und Belgien (hier z.T. auch flämische Sprache) stehen die schulische Ausbildung und das duale System ebenfalls in Konkurrenz zueinander. Immerhin haben die guten Beziehungen zu Frankreich dazu geführt, dass im Bereich des Handwerks mit der Gesellenvereinigung Compagnons du Devoir eine überregionale Ansprechstelle zur Verfügung steht, die eine komplette Ausbildung in Frankreich vermitteln kann, deren Abschluss in Deutschland auch sicher anerkannt wird. Über die Vereinigung werden auch Sprachkurse und Weiterbildungen organisiert.

Spanien

Die FEDA Madrid ist eine vom Auswärtigen Amt und der deutschen Kultusministerkonferenz (KMK) anerkannte Auslandsberufsschule und gehört zu den 140 Deutschen Auslandsschulen weltweit. In Zusammenarbeit mit der AHK Spanien und zahlreichen Ausbildungsunternehmen wie z.B. Siemens, Mercedes-Benz, Andreas Stihl, Kuehne+Nagel und Transfesa u.a., bietet sie seit über 36 Jahren duale Ausbildungsgänge, sowie auch ein duales BWL Studium (EWA Europäische Wirtschaftsakademie www.ewa-madrid.com) auf Deutsch und Spanisch an. Die FEDA Madrid ist ein gemeinnütziger Schulverein, der von über 50 Mitgliedsunternehmen und einem ehrenamtlichen Schulvorstand getragen wird. Über 1.500 Absolventen haben an der FEDA Madrid seit 1982 eine duale Berufsausbildung oder ein duales Studium erfolgreich absolviert und somit eine Basis für ihre berufliche Karriere geschaffen. Deutsche und spanische Abiturienten können ihre Bewerbung für das Ausbildungsjahr 2024/2025 bis Ende Februar an die FEDA/EWA schicken; diese werden an die ausbildenden Unternehmen weitergeleitet.

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Österreich und Schweiz

Österreich und die Schweiz bilden mit dem dualen Ausbildungssystem eine Konformität zu Deutschland, die auch in der Anerkennung der Abschlüsse ihren Niederschlag findet. Ein weiterer Vorteil sind die geringeren sprachlichen Probleme. Die Berufsausbildung ist mit drei bis vier Jahren sehr gründlich. Das zweijährige Grundlagen-Berufsbildungsangebot der Schweiz richtet sich vor allem an  Jugendliche mit weniger guten Schulabschlüssen. In Österreich ist die hohe Wertschätzung der Berufsausbildung auch aus dem gut strukturierten System der Ausbildungsstätten zu ersehen. Es gibt die Berufsbildenden höheren Schulen, die Berufsbildenden mittleren Schulen und die duale Lehre. Alle drei Formen werden etwa zu gleichen Teilen wahrgenommen. Dazu kommen noch die  Allgemeinbildenden höheren Schulen. Mit dem Abschluss einer Berufsbildenden höheren Schule erwirbt man die Zugangsberechtigung zur Universität oder Hochschule.

Tschechische Republik & Polen

In den osteuropäischen Nachbarländern Tschechische Republik und in Polen ist die Berufsausbildung nach Stufen aufgebaut und bietet solide Qualifikationen. Die Anerkennung in Deutschland wird meist an die Abschlussstufe gebunden, obwohl das modulare System auch andere Beurteilungen zulässt.  

Berufsbildung in den anderen europäischen Ländern

Nicht die entferntere Lage von Deutschland (auch mit Spanien gibt es Abkommen zur Berufsbildung), sondern die Traditionen der jeweiligen Länder machen eine Vergleichbarkeit der Abschlüsse schwer. Ein Land wie Großbritannien hat nicht nur vielfältige Verfahrensweisen, sondern auch noch Unterschiede zwischen England, Schottland und Nordirland. Eine berufsbezogene Prüfung kann im Grundsatz jeder ablegen. Auf welche Weise er sein Wissen erworben hat, ist dabei erst einmal nebensächlich. Es existiert eine Vielzahl von Lernmodulen, die von jeder Einrichtung (in der überwiegenden Zahl Colleges) nach eigenem Ermessen angewandt werden. Die Berufsausbildung ist absolut dezentral organisiert und nur in den jeweiligen Regionen erhält man auch Informationen. Zwar versucht das englische Prüfungssystem, dieses Baukastenprinzip zu entsprechenden Abschlüssen zusammen zu fassen, aber dadurch entstehen auch unterschiedliche Prüfungsordnungen. Immerhin entspricht die National Vocational Qualification schon einmal der Scottish Vocational Qualification.

Das englische Beispiel ist nur ein Symbol dafür, dass sich deutsche Interessenten kaum auf ein zentrales Informationssystem stützen können, sondern die Informationen meist vor Ort an den Ausbildungseinrichtungen abrufen müssen.  Trotzdem lohnt sich der Weg in das Ausland, wenn die Anerkennung des Abschlusses gesichert ist. Der Vorteil einer Berufsausbildung im Ausland wiegt auch deswegen so schwer, weil er nicht ganz so leicht zu erreichen ist.

Bewerbung im Ausland

Interessierst du dich für eine Ausbildung im Ausland, dann wirst du nicht um eine Bewerbung herumkommen, die z.B. in Englisch oder Spanisch verfasst sein muss. Alle wichtigen Informationen & Tipps zu Bewerbungen in dieser Sprache haben wir zusammengestellt:

>> Bewerbungen auf Englisch

>> Bewerbungen auf Spanisch

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